M wie Musical
Das A und O: Grundwissen rund ums Musical
Das Muscial hat die Bretter, die die Welt bedeuten, bereits vor über 100 Jahren im Sturm erobert und erfreut sich auch heute noch großer Beliebtheit. Bei einer solch festen Institution im Unterhaltungsbereich hat die eigentlichen Anfänge aber kaum noch jemand im Kopf. Damit Sie beim nächsten Theaterbesuch mit Fachwissen glänzen können, finden Sie hier alle wichtigen Fakten rund um das frivole Sing- und Tanztheater.
Begriff und Definition: Kleine Einführung in die Theaterwissenschaft
Wortwörtlich übersetzt heißt Musical einfach "musikalisch" und trifft damit den Nagel schon mal ziemlich genau auf den Kopf. In der englischsprachigen Theaterwelt tauchte die Bezeichnung ursprünglich auf, um Bühnenstücke mit großem Musikanteil näher zu beschreiben - wenn in einer Tragödie (Tragedy), einer Komödie (Comedy) oder in einem neutralen Schauspiel (Play) viel gesungen und getanzt wurde, dann wurde im Fachjargon daraus eine "Musical Tragedy", eine "Musical Comedy" oder ein "Musical Play".
Im Sammelbegriff "Musical" werden nun all diese Gattungen unter einem einzigen Begriff zusammengefasst - unabhängig von der thematischen Ausrichtung der Handlung. Demnach ist ein Musical also schlicht eine Theaterproduktion, die neben dem üblichen Schauspiel noch um die Komponenten Musik, Gesang und Tanz ergänzt wird - ganz gleich, welchen Inhalt diese hat. Die theaterwissenschaftliche Definition grenzt das Ganze jedoch noch etwas enger ein und besagt zusätzlich, dass es sich bei einem Musical um eine "populäre und zeitgemäß aufgeführte Produktion" handeln muss, die in der Regel aus zwei Akten besteht.
Entwicklung: Von der Operette zum Musical
Der New Yorker Broadway und das Londoner West End gelten bis heute als die Musical-Hochburgen schlechthin.
Das Musical entstand zwischen 1890 und 1910 in Nordamerika und wurde dabei unter anderem vom amerikanischen Jazz, Burlesque und den rassenhumoristischen Minstrel Shows beeinflusst, die sich Ende des 19. Jahrhunderts in den USA großer Beliebtheit erfreuten. Doch auch europäische Einflüsse - wie beispielsweise die Operette, die komische Oper, die Revue und das Varieté - prägten die neue Kunstform und gerade in den Anfangszeiten gaben europäische Komponisten und deren Operetten-Tradition auf den Musical-Bühnen maßgeblich den Ton an. Schon bald setzte sich am New Yorker Broadway - dem Geburtsort des modernen Musicals - aber eine Amerikanisierung durch. Fortan wurde in Musicals der amerikanische Lebensstil thematisiert und manchmal auch kritisiert - Happy End natürlich immer inklusive.
Der große Vorreiter war dabei das erste moderne Musical "Show Boat" (1927) von Jerome Kern, welches erstmals die Gesangs- und Tanznummern direkt in die Handlung integrierte und damit eine ganz neue Musicalära einläutete. Noch im gleichen Jahr wurde das erste Musical verfilmt und so verbreitete sich die neue Theaterform vom Broadway über Hollywood, zum Londoner West End schließlich bis hin zu den deutschen Muscial-Hochburgen. Deutschland ist übrigens das einzige nicht-englischsprachige Land, das im großen Stil eigene Musicals produziert - mit "Rocky" hat es im Jahr 2014 nun auch endlich die erste deutsche Eigenproduktion an den Broadway geschafft.
Die Unterkategorien - denn Musical ist nicht gleich Musical
Wie bereits anfangs erwähnt, handelt es sich bei der Bezeichnung "Musical" um einen Sammelbegriff für musikalische Theaterformen. Aufgrund der recht weiten Definition haben sich mit der Zeit jedoch auch einige Unterkategorien herausgebildet. Diese sollen dabei helfen, die vielen Musicals besser unterscheiden und einordnen zu können. Eine strikte Trennung ist dennoch nicht möglich, da sich viele Musicals in mehrere dieser Kategorien einordnen lassen.
Die erste und wichtigste Gruppe bilden die Broadway Musicals - darunter fallen alle Musicals, die es auf die großen Bühnen in New York geschafft haben. Eine weitere Gruppe stellen die Film Musicals dar, bei denen es sich - wie der Name schon sagt - um verfilmte Musicals handelt. Diese werden entweder direkt als Musicalfilm gedreht (z.B. "Singin' In The Rain", "Moulin Rouge" und "Chicago"), oder es handelt sich dabei um nachträglich verfilmte Broadway-Produktionen. Bekannte Beispiele für Film Musicals sind "West Side Story", "Grease", "The Rocky Horror (Picture) Show" und der erfolgreichste Musicalfilm aller Zeiten "The Sound of Music".
In den 60er Jahren entstand - geprägt von Woodstock - zusätzlich das Rock Musical, bei dem rockigere Töne angeschlagen werden und das Orchester erstmals von elektronischen Instrumenten ersetzt wird. Zu den Rock Musicals zählen unter anderem "Hair", "Jesus Christ Superstar", "Rent", "Little Shop of Horrors" und "We Will Rock You". Letzteres ist außerdem ein Jukebox Musical - das sind sehr konzertnahe Musicals, die sich bereits altbekannter Musik bedienen und diese - eingebettet in eine Rahmenhandlung - auf der Bühne mit singenden Doppelgängern neu aufleben lassen. Meistens beschränken sich die Songs dabei auf einen einzigen Interpreten, die Handlung erzählt dazu die Biografie. Bekannte Beispiele sind "La vie en rose" (Edith Piaf), "Mamma Mia!" (ABBA) und "Ich war noch niemals in New York" (Udo Jürgens).
Passend zum Baby-Boom richteten Musicalkomponisten in den späten 60ern ihr Augenmerk außerdem erstmals auf die kleinen Zuhörer und riefen Kinder Musicals wie "Tabaluga", "Pippi Langstrumpf" und "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer" ins Leben.
Auf Brechts Spuren: Einfluss und Wirkung von Musicals
Musicals beschäftigen sich häufig mit dem "American way of life" und ziehen mit romantischen und leichtverständlichen Liebesgeschichten à la "Grease" die breiten Zuschauermassen an. Sie beschränken sich thematisch allerdings nicht immer auf derart leichte Kost und haben häufig auch politische und sozialkritische Hintergründe. Die Komponisten versuchen dabei oft liberale Werte zu vermitteln und scheinen durch ihre Werke regelrecht einen kleinen Bildungsauftrag zu verfolgen - ganz wie es bereits Bertolt Brecht mit seinem belehrenden "Epischen Theater" versuchte. So wandte sich beispielsweise schon die frühe Produktion "Show Boat" gegen Rassismus und im Jahr 1957 sorgte die offen dargestellte Gesellschaftskritik in Leonard Bernsteins "West Side Story" für einen handfesten Skandal. Der große Aufruhr setzte der kritischen Muscial-Tradition allerdings keinenfalls ein Ende, die Komponisten wurden stattdessen immer mutiger. "Hair" (1967) kritisiert ohne Umschweife den Vietnamkrieg, in "Les Misérables" werden die Missstände nach der französischen Julirevolution angeprangert und die ausgeflippt-trashige "Rocky Horror Show" von Richard O' Brien setzte im Jahr 1973 wagemutig neue Maßstäbe für Travestieshows im sonst doch recht prüden Amerika.
Die beliebtesten Musicals in Deutschland und weltweit
Andrew Lloyd Webber schuf Musicals wie "Cats" und "Starlight Express" und ist der kommerziell erfolgreichste Musical-Komponist!
Wenn man allein den finanziellen Erfolg der Musicals bewertet, dann war für lange Zeit "Das Phantom der Oper" (Andrew Lloyd Webber) weltweit der absolute Spitzenreiter, gefolgt vom "König der Löwen", "Wicked" und "Cats". Im Jahr 2014 konnten sich Simba, Mufasa und seine Kumpanen aber erstmals mit einem Gesamtumsatz von 6,2 Milliarden Dollar am "Phantom der Oper" (6,0 Milliarden Dollar) vorbeischieben.
Je nach Quelle variieren die Hitlisten der beliebtesten Musicals in Deutschland natürlich immer ein wenig, doch Klassiker wie "Dirty Dancing" und "Mamma Mia!" sind in den Rankings immer ganz weit vorne vertreten. Wir wollten es jedoch ganz genau wissen und haben deshalb eine große Facebook-Umfrage gestartet. Hier haben wir Ihnen das Ergebnis in einer Liste der Top 15 der beliebtesten Musicals in Deutschland, Österreich und der Schweiz zusammengefasst - die ein oder andere Überraschung inklusive:
- Tanz der Vampire
- Elisabeth
- Rebecca
- Wicked
- Tarzan
- Phantom der Oper
- Les Miserables
- Der König der Löwen
- We Will Rock You
- Rudolf - Affaire Mayerling
- Mamma Mia!
- Jekyll und Hyde
- Cats
- The Rocky Horror Show
- Die Päpstin
Cats und Co. abseits der großen Theaterbühne
Für Musical-Fans haben wir zum Schluss noch ganz besonders gute Nachrichten, denn Sie müssen das Hörerlebnis nicht auf Theaterbesuche und den heimischen CD-Player beschränken. Holen Sie sich das Musical-Feeling doch stattdessen schon auf Ihre nächste Geburtstagsfeier oder gar auf die eigene Hochzeit. Viele Hochzeitssängerinnen und andere professionelle Sänger für Events haben eine handfeste Musical-Ausbildung und freuen sich ganz besonders, wenn sie Ihr Event mit den größten Musicaltiteln bereichern dürfen. Auch auf großen Firmenfeiern oder Galaevents ist eine gelungene Musical-Performance mit atemberaubenden Kostümen und tollen Stimmen ein absolutes Highlight, auf das Sie keinesfalls verzichten sollten. So wird Ihr Event wahrhaftig "musicalisch"!