Künstler der Woche
Interview mit Volair
eventpeppers: Liebe Frau Preissler, würden Sie zum Anfang kurz Ihren künstlerischen Werdegang skizzieren? Wollten Sie schon immer Artistin werden?
Luftartistik ist immer ein toller Hingucker - man kann sie in so vielen verschiedenen Versionen zeigen, dass für jede Gelegenheit eine passende Show zu finden ist.
Angefangen habe ich als Jugendliche mit dem Turnen - ganz normal im Verein in meinem Heimatort. Dass daraus einmal eine Artistenkarriere würde, war weder geplant noch erträumt, denn zu diesem Zeitpunkt hatte ich von Artistik gar keine Vorstellung. Ich habe leidenschaftlich gerne Wettkämpfe geturnt und als ich zum Studium wegzog, wollte ich dieses Hobby auf keinen Fall aufgeben. Leider hatte ich aber zunächst keine Möglichkeit, weil der örtliche Verein keine Wettkampfturngruppe anbot. Stattdessen gab es Rhönradturnen im Angebot und ich lernte diese Sportart kennen. Es folgten einige weitere Umzüge für Auslandssemester und Jobs und damit zufällig auch immer neue Sportarten. Ich habe mich in Modern-Dance, Musical-Dance und Eiskunstlauf ausprobiert, bis ich schließlich nach Karlsruhe zog und dort, wiederum zufällig, meine spätere Duo Partnerin Eva Mihm kennenlernte. Sie erzählte mir von ihrer Sportart - Vertikaltuch - und schon am nächsten Tag war ich beim Training dabei. Zwei Wochen später hatte ich ein eigenes Tuch und wir trainierten synchron unsere Tricks. Beim Training wurden wir dann eines Tages angesprochen ob wir nicht bei einem örtlichen Sportkongress auftreten würden. Innerhalb von drei Wochen mussten also eine Choreografie und Kostüme her und wir fanden uns auf der großen Bühne des Karlsruher Tollhaus wieder. Was für ein Erlebnis! Unsere weitere Karriere war dann zunächst durch glückliche Zufälle geprägt: bei fast jedem Auftritt wurden wir danach mit einer konkreten weiteren Anfrage angesprochen. Wir hatten Spaß daran gefunden und begannen etwas Marketing zu betreiben und uns aktiv um Auftritte zu bemühen. Als Eva ein paar Jahre später schwanger wurde, musste ich mich nach einer neuen Duopartnerin unsehen und habe diese glücklicherweise in Svetlana Wottschel gefunden. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich mich entschieden, meinen Bürojob, den ich bis dahin noch in Vollzeit ausgeführt hatte, an den Nagel zu hängen und Profiartistin zu werden. Seither trete ich zusammen mit Svetlana oder auch als Solokünstlerin weltweit auf. Dazu kam 2014 die Idee meiner schwebenden Sektbar SKYBAR, die mein Repertoire um einen in Deutschland meines Wissens nach einzigartigen Showact erweitert.
eventpeppers: Verraten Sie uns auch ein wenig über sich als Privatperson? Was machen Sie an Ihren freien Tagen am liebsten?
Es gibt ein Sprichwort, das besagt "Suche dir einen Job, den du liebst, und du wirst nie wieder arbeiten müssen". Genau so fühlt es sich auch an: Ob ich Auftritte habe oder Training oder auch mal einen Tag ganz ohne Sport - es fällt mir schwer, zwischen "Freizeit" und "Arbeit" zu unterscheiden. Ich liebe was ich tue und bin sehr glücklich mit meiner Entscheidung, Artistin zu sein. Ganz wichtig in meinem Leben sind mir mein Freund, meine Familie und meine Freunde, die alle sehr stolz auf mich sind und mich zu 100 Prozent unterstützen. Ich bin gerne mit ihnen unterwegs, genieße es zu reisen, Kultur in jeder Form zu erleben und Zeit mit ihnen zu verbringen. Meine Hobbies haben alle fast ausschließlich auch mit meinem Beruf zu tun: Ich nähe beispielsweise meine Kostüme selbst und kümmere mich komplett um mein eigenes Marketing.
eventpeppers: Für welche Events ist Luftartistik gut geeignet? Sind dafür bestimmte Voraussetzungen oder örtliche Gegebenheiten notwendig?
Luftartistik ist immer ein toller Hingucker - man kann sie in so vielen verschiedenen Versionen zeigen, dass für jede Gelegenheit eine passende Show zu finden ist. Beispielsweise machen beim Vertikaltuch die Farbe des Tuches, die Musik und das Kostüm sehr viel aus und können von Comedy-Acts über elegante Galashows alles abdecken. Der einzige Haken bei der Sache ist, dass immer eine Möglichkeit zum Aufhängen des Requisits benötigt wird. Nicht nur die Tragkraft des Hängepunktes, sondern auch die Höhe schränken dabei gegebenenfalls ein, welcher Showact möglich ist. Falls es einmal keinen Hängepunkt geben sollte oder falls eine Veranstaltung im Freien stattfindet, kann ich jedoch auch eine Lösung anbieten: Ich habe ein eigenes freistehendes Dreibein-Rig, das in drei verschiedenen Höhen aufgebaut werden kann. Seit der Anschaffung meines Rigs habe ich noch keine Anfrage aus technischen Gründen absagen müssen.
eventpeppers: Wie darf man sich eine Luftshow von Ihnen vorstellen? Sind Ihre Auftritte eher als kurze Einlagen oder auch als abendfüllendes Programm geeignet?
Als Solokünstlerin biete ich nur einzelne Showacts an. Ich trete damit gerne auch mehrmals pro Abend auf, aber ein abendfüllendes Programm kann ich als Luftartistin leider nicht bieten. Da würde mir irgendwann die Kraft ausgehen! Was ich aber sehr gerne anbieten kann, ist ein abendfüllendes Programm zu organisieren. Über die Jahre habe ich viele tolle Künstlerkollegen kennengelernt und es macht mir großen Spaß, nach den Wünschen der Kunden ein passendes Programm zusammenzustellen. Das Motto dabei ist immer: "Nichts ist unmöglich!".
eventpeppers: Sie bieten Luftartistik am Vertikaltuch, Luftring, Trapez oder an den Strapaten an. Welches Gerät ist dabei denn Ihr persönlicher Favorit bzw. wo fühlen Sie sich am wohlsten?
Aktuell sind die Strapaten mein Favorit, weil sie meine neueste Errungenschaft sind und ich im Training täglich neue Tricks lerne. Meine Spezialität ist aber ganz klar das Vertikaltuch! Mit diesem Requisit habe ich die längste Erfahrung und daran fühle ich mich auch besonders wohl. Ich liebe es, am Tuch zu Musik spontan zu improvisieren und neue Übergänge zwischen den einzelnen Tricks zu finden. Ich finde Showacts am Tuch immer dann am schönsten, wenn alle Bewegungen ineinander übergehen und es wie ein spielend leichter, luftiger Tanz aussieht - auch wenn die Kraftanstrengung dahinter enorm ist. Besonders gerne arbeite ich im Duo am Tuch - geteilter Spaß, ist doppelter Spaß.
eventpeppers: Was war für Sie das bisherige Highlight Ihres Bühnenlebens - vielleicht ein außergewöhnlicher Auftritt oder ein ganz besonders schönes Feedback?
Im Frühjahr 2015 durfte ich bei einer Produktion von "La Traviata" im Festspielhaus in Baden-Baden dabei sein. Was ich mir zunächst als kleine Nebenrolle ausgemalt hatte, wurde während der Proben mit Regisseur Rolando Villazon schnell beinahe zu einer Hauptrolle. Violetta, die Hauptperson der Oper, wurde nämlich doppelt besetzt: Einmal durch die Sängerin Olga Peretyatko und einmal durch mich als Trapezkünstlerin. Das Stück dauerte etwa 2,5 Stunden von denen ich bestimmt 2 Stunden auf der Bühne war - meine "Feuertaufe" als Schauspielerin! Das Vertrauen, das mir alle Beteiligten bei dieser großen Produktion entgegengebracht haben, ist unbeschreiblich und ganz sicher bisher die tollste Erfahrung meiner Karriere. Ganz allgemein liebe ich die Arbeit im Theater. Gemeinsam mit den anderen Akteuren ein Stück zu entwickeln und Teil dieser Crew über einen längeren Zeitraum zu sein, ist eine ganz tolle Sache.
eventpeppers: Verraten Sie uns ein wenig über Ihre schwebende SKYBAR? Servieren Sie dabei tatsächlich Drinks in luftigen Höhen?
Das Schöne dabei ist, dass ich den Gästen ganz nah bin und mich auch mit ihnen unterhalten kann. Das macht es zu einem interaktiven Erlebnis.
Genau so ist es! An meiner SKYBAR hängen die Sektflaschen und ich sitze mittendrin dazwischen in einer Tuchschlaufe. Die Gäste kommen mit leeren Gläsern zu mir und ich drehe mich über Kopf um die Gläser zu füllen. Das Schöne dabei ist, dass ich den Gästen ganz nah bin und mich auch mit ihnen unterhalten kann. Das macht es zu einem interaktiven Erlebnis. Viele haben Fragen zum Training oder zu meinem Beruf im Allgemeinen, andere freuen sich über ein wenig Smalltalk - einmal wurde ich auch schon nach dem Weg zur Toilette gefragt! Es ist kein Showact im herkömmlichen Sinne, denn ich bleibe etwa über eine Stunde in meiner SKYBAR und serviere. Wenn es aber gerade eine Servierpause gibt, weil alle Gäste mit Sekt versorgt sind, dann bleibt auch oft Zeit für ein paar Tricks in der Tuchschlaufe. Als Empfang funtioniert die SKYBAR besonders gut, denn die Gäste haben gleich etwas Einzigartiges erlebt, worüber sie sprechen können. Oft präsentiere ich dann zu einem späteren Zeitpunkt noch einen Showact. Das macht mir dann besonders Spaß, weil ich das Gefühl habe für "Bekannte" aufzutreten und die Gäste sich meist schon darauf freuen.
eventpeppers: Zu guter Letzt: Was ist für Sie das Schönste an Ihrem Beruf?
Die Abwechslung! Kein Engagement ist wie das andere, jedes Publikum ist anders. Manchmal trete ich im Freien vor besonders vielen Kindern auf und am nächsten Tag bei einer schicken Galaversantaltung mit Sieben-Gänge Menü. Manchmal fahre ich mit der Bahn zwei Stunden zu einem Auftritt vor 6000 Leuten, dann wieder fliege ich um die halbe Welt, um vor 300 Menschen auf der Bühne zu stehen. Jedes Projekt ist einzigartig und eine neue Herausforderung - das liebe ich. Mein Lieblingsspruch heißt "The difference between ordinary and extraordinary is that little extra". Mein Beruf ist dieses "little extra" in meinem Leben, das es außergewöhnlich macht.