Hallo Alice. Wie hast du deine Liebe zur Musik entdeckt?
Meine Liebe zur Musik war eigentlich schon immer da. Als Kind war ich viel bei meiner Oma, sie hat mit uns Kindern schon viel gesungen. Später kam dann Musik- und Gitarrenuntericht dazu und ich begann Theather zu spielen, aber das Singen war immer schon meine große Leidenschaft. Bei uns zu Hause im Wohnzimmer liefen immer irgendwelche Platten oder Kassetten, viel Country und Westcoast Sound, immer sang ich lautstark mit - nicht immer zur Freude meiner unfreiwilligen Zuhörer. Meine Mutter hatte eine LP von Porgy and Bess, die wurde oft tagelang abgespielt, so dass ich meinen ersten Lieblingssong „Summertime“ schon mit acht auswendig konnte. Bis heute liebe ich diesen Klassiker und singe ihn für mein Publikum in einer modernen, "jazzy" Version von Karen Souza. Mit zwanzig sang ich dann in verschiedenen Bands und hatte sehr viel Spaß bei Blues und Country mit ersten, leicht jazzigen Einflüssen. Wir nannten unsere Stilrichtung angejazzter Countryblues.
Musik bedeutet für mich gute Laune, viel Gefühl, Seele und Freiheit. Singen ist weit aus mehr, es ist für mich essentiell und ich halte es da wie einst Ella Fitzgerald, die wohl sagte: „The only thing better than singig is more singing.“
Wieso hat es dir gerade der Jazz so sehr angetan?
Ich sage es einfach mal mit einem Zitat von Boris Vian: „Ohne Jazz wäre das Leben ein Fehler.“
Tief in meinem Herzen habe ich den Jazz schon immer geliebt. Das wusste ich nicht, da bei uns zu Hause keine Jazzmusik gespielt wurde. Erst als ich bei einem Radiosender Ella & Louis mit „Lullaby of Birdland“ hörte, fing ich an, mich wirklich mit Jazz zu beschäftigen, mir Platten oder CDs zu kaufen, um all die schönen Stücke zu hören und vor allem zu singen. Von Ella habe ich die meisten Stücke in meinem heutigen Repertoire. Aber auch andere Sängerinnen haben es mir angetan, da sind Sarah Vaughan und Billie Holiday, Nina Simone und Carmen McRae und nicht zuletzt Marylin Monroe, göttliche Sängerinnen, deren Magie man nicht entfliehen kann. Von den traumhaften Kleidern aus dieser Zeit gar nicht zu sprechen.
Bald begann ich damit die alten Jazzklassiker zu singen. Ganz besonders mag ich die Leichtigkeit und Lebensfreude im Swingjazz, da hüpft das Herz und der ganze Körper muss mit. Das ist es auch, was ich so gerne transportiere und meinem Publikum mitgeben möchte. Natürlich darf die Romantik nicht zu kurz kommen, auch dafür gibt es im Jazz so viele schöne Klassiker, die jeder kennt und liebt.
Ich nahm Unterricht und baute mein Repertoire aus, dabei half mir eine New Yorker Jazz Sängerin, die ich in München kennenlernte. Als wir nach Leipzig umzogen und nach zwei Jahren zurück zum Bodensee, arbeitete ich weiter an meinem Classic Jazz Repertoire, nahm weiter Unterricht und als sich keine Band fand nahm ich die Sache selbst in die Hand und fing an, mit „Alice’s Vintage Jazz“ aufzutreten. Zuerst in Hotels, aber sehr bald kamen die ersten Buchungen für Geburtstags- und Firmenfeiern, Hochzeiten und Mottoparties, nicht nur meine Musik findet tollen Anklang - auch die Vintage Kleider, die ich bei meinen Auftritten trage und für die ich eine echte Passion entwickelt habe.
Wie kommt das beim Publikum an?
Mein Publikum ist einfach toll und immer vollauf begeistert von der Musikauswahl und der speziellen Atmosphäre, die bei meinen Auftritten entsteht. Meine Motivation ist es, die Menschen mit dieser Musik glücklich zu machen und ich denke, dieses zu erreichen ist das schönste Geschenk an meine Zuhörer und mich selbst. Es sind ja keine Konzerte im normalen Sinne, denn meine Musik ist als Begleitung gedacht, ein Stimmungsgeber und schöne Untermalung zum Apero oder zum Dinner und auch danach. Diese Musik soll ein Fest veredeln, ohne dass die Leute gezwungen sind zuzuhören wie in einem Konzert. Wie eine wunderschöne Blumendekoration, jedem fällt es auf, jeder freut sich über das schöne Ambiente und trotzdem sind die Blumen einfach da. Bei dem einen oder anderen Lied bleiben die Gäste stehen, hören zu und freuen sich z.B. über einen lange nicht gehörten Lieblingssong. Schön ist es auch zu sehen, dass sich jede Altersgruppe an dieser Musik erfreut, von den ganz Kleinen bis hin natürlich zum älteren Publikum, die mitwippen und summen, da sie die Lieder aus ihren jungen Jahren kennen. Die Resonanz bei Gastgebern und Gästen ist fantastisch und macht mich sehr glücklich.
Wie bereitest du dich auf einen Auftritt vor?
Es kommt immer auf die Gelegenheit an zu der ich singe. Jedes Fest bekommt eine besondere Aufmerksamkeit. Manche haben besondere Wünsche oder einen besonderen Ablauf, jedes Fest ist anders und manchmal ändere ich die Reihenfolge der Songs während des Festes.
Ein bisschen Disziplin gehört schon auch dazu, ein paar Tage vor dem Auftritt versuche ich sehr leicht zu essen, das gibt mir ein gutes Gefühl und die Kleider passen besser. Manchmal mache ich etwas Yoga, das entspannt und das macht sich auch beim Singen bemerkbar. Meistens entscheide ich am Auftrittstag, welcher Look zum Fest passt und die Leute lieben es. Mittlerweile werde ich sehr gerne auch zu Motto-Parties gebucht, ob Gatsby Fest oder Gangster Swing und Legends, zu denen natürlich auch alle Gäste verkleidet kommen.
Gibt es da einen Auftritt, der dir ganz Besonders in Erinnerung geblieben ist?
Es gibt mehrere Auftritte, an die ich mich sehr gerne und gut erinnere, aber einen ganz besonders. Eine Gatsby Party in Zürich in einer Brauerei und ehemaligem Bierlager, das war eine echt tolle Location, der Raum Vintage ausgestattet mit alten Leuchten und Teppichen, dazu Sitze und Couches mit Tisch, meine Bühne musste ich mir selbst aufbauen aus alten Teppichen und diversen Leuchten, es glich alles eher einer Fabrikhalle aus den 1920ern. Alle Gäste waren kostümiert im Stile der 20er, es wurden Spieltische aufgebaut, Roulette, Black Jack und so einiges. Es war als wäre diese Zeit zurückgekehrt. Auch waren weitere Künstler eingeladen - eine Profi Burlesque Gruppe aus Freiburg und wir teilten uns meine Anlage. Natürlich hatte ich das passende 1930er Kostüm parat und alle Accessoires. Ein tolles Erlebnis in einer absolut ungewöhnlichen Umgebung in Zürich.