Interview mit Susann Großmann

Meinen ersten Auftritt hatte ich mit 15 Jahren bei einem Schulfestival. Davor hatte ich immer mit Haarbürste vor dem Spiegel für diesen Moment geübt und nach dem Auftritt hatte ich Feuer gefangen. Ich fing an in Schülerbands zu spielen, mir Gitarre selbst beizubringen und mit meiner Band Café Jazz gewann ich 2008 den Titel „Beste Newcomerband Sachsens“. Dann holte mich erst einmal der „Ernst des Lebens“ ein und ich ging zum Studieren nach Görlitz. Ohne Musik habe ich es aber nicht lange ausgehalten. Mitmusiker konnte ich so schnell nicht finden, so habe ich mich allein mit der Gitarre auf die Bühne gestellt und bin in Kneipen und Studentenclubs aufgetreten. Es lief immer besser und ich konnte bald auch mein erstes Geld damit verdienen. Mein Studium habe ich brav abgeschlossen aber mein Herz hing immer an der Musik. Und so nahm ich all meinen Mut zusammen und wagte 2012 den Schritt in die Selbstständigkeit und habe es bis heute nicht bereut. Ich hatte so viele schöne Momente auf und neben der Bühne, habe unglaublich tolle Menschen kennengelernt, durfte von Profis lernen und mich so stetig verbessern. Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich das nach wie vor machen kann.

Besonders für Hochzeiten werde ich oft gebucht. Ich habe aber auch schon etliche Empfänge, Firmenevents, Geburtstagsfeiern und auch Beerdigungen musikalisch umrahmt. Für Trauungen ist das Repertoire natürlich durch das Brautpaar bestimmt. Da lasse ich erst einmal alle Optionen offen, damit die Kreativität fließt. Schließlich sollen sie sich Songs aussuchen, die eine ganz spezielle Bedeutung für sie haben.
Bei meinem Standardrepertoire lege ich viel Wert auf Vielfalt und künstlerische Qualität. Es reicht von Michael Jackson und Bill Withers über Avicii bis Xavier Naidoo. So findet sich eigentlich jeder irgendwo wieder. Alle Songs, die ich mir bisher erarbeitet habe, haben irgendeine Bedeutung für mich oder es lässt sich eine Geschichte mit ihnen verbinden. Auch beschäftige ich mich gerne mit Songs, die mich fordern und in die mein eigener Stil einfließen kann. Ich versuche immer keine Eins-zu-Eins Kopie entstehen zu lassen. Es wird häufig angefragt, aber das Genre „Schlager“ findet sich nicht in meinem Repertoire, da ich mich auch in meinem Alltag nicht damit identifizieren kann.

Trauungen sind sehr emotionale Momente. Mit Musik kann man diese Gefühle noch verstärken und das ist eine sehr dankbare Aufgabe für mich. Wenn man beginnt zu singen und die Freudentränchen kullern weiß man, dass die Planung und Gestaltung, die man sich gemeinsam ausgedacht hat, voll aufgeht und man schöne Erinnerungen damit schafft. Oftmals kennt man sich nur vom Telefon und dann teilt man diesen intimen Moment miteinander - das ist etwas ganz Besonderes! Dass man so viele wunderbare Menschen kennenlernt ist zweifelsfrei ein sehr schöner Aspekt dieser Arbeit.
Ich bin mir nicht sicher, ob es ein bestimmtes Hochzeitslied für das Jahr gibt. Die Wünsche sind so verschieden und sehr abhängig vom Geschmack des Brautpaares. Die Palette reicht von aktuellen Charts über Geheimtipps bis hin zu Klassikern aus den vergangenen Jahrzehnten. Da lerne ich mitunter auch noch neue Künstler und Songs kennen. Das ist sehr spannend! Auf meiner Website stelle ich immer Wünsche vergangener Hochzeiten zusammen. Davon kann sich das Brautpaar dann inspirieren lassen.

Mich inspirieren vor allem Landschaften. Ich hab sehr viele Songs, die vom Meer, von den Bergen, von Städten und das Leben in ihnen handeln. Ich beobachte gerne meine Umgebung und was sie mit den Menschen und auch mir macht. Jede Begegnung lässt in uns irgendetwas entstehen - Freude, Schmerz, Hoffnung, Wut oder Ruhe - und das muss dann irgendein Ventil finden. Mein größtes Ziel ist, dass für einige Menschen meine Musik so ein Ventil ist. Dass sie sich und Antworten auf ihre Fragen darin finden. Das ist mein größter Antrieb eigene Songs zu schreiben. Stolz bin ich auf alle Songs, denn jedes Stück ist ein Ringen mit den eigenen Gedanken und wenn ich dieses Knäuel in meinem Kopf dann entfilzt und auf einen Punkt gebracht habe bin ich sehr erleichtert.

Man könnte meinen es sind immer die großen Auftritte, das Kennenlernen und Musizieren mit Größen des Geschäfts. Aber es sind vor allem kleine, intime Gigs. Wenn ich zum Beispiel ein Benefizkonzert spiele oder vor 20 Leuten auftrete und ich im Konzert dann eine richtige Verbindung zum Publikum spüre. Ein großer Moment ist auch wenn man mit lieb gewonnenen Kollegen die Bühne teilt und wir sehr viel Spaß dabei haben gemeinsam zu musizieren. Auch wenn man seine erste eigene CD aufgenommen hat und unter die Leute bringt entsteht ein großer Moment, weil man wieder ein Stück weiter ist. Dazulernen in diesem Beruf ist auch immer ein Geschenk. Beim Popkurs in Hamburg 2013 konnte ich sehr viel von gestandenen Persönlichkeiten mitnehmen.
Der größte Traum ist, mit der eigenen Musik so viele Menschen zu erreichen, dass ich gut davon leben kann. Bis dahin erfülle ich mir viele kleine Träume um diesem Ziel näher zu kommen.

2015 möchte ich meine Band nach vorne bringen, ein Musikvideo drehen, eine EP aufnehmen, auf Tour gehen. Und natürlich viele Erfahrungen bei Auftritten aller Art sammeln und verschiedenste Menschen kennenlernen. Es sind schon einige Trauungen geplant, darauf freue ich mich schon sehr!