Interview mit Sandra Verwohl

Ich habe schon als kleines Kind immer gerne gesungen – sehr gerne sogar, aber nicht unbedingt wahnsinnig gut. Im Teenageralter durfte ich dann in einer Schulband singen. Aber auch hier konnte man noch nicht von "Talententdeckung" sprechen.

Zugegebenermaßen kann ich keine typische Musikerkarriere vorweisen: Ich habe nach dem Abitur eine kaufmännische Ausbildung gemacht und im Anschluss daran neben meinem Vollzeitberuf BWL studiert. Meine freie Zeit war bis 2011 mehr als ausgefüllt – bis ich meinen Master of Arts mit Auszeichnung in BWL absolvierte. Danach konnte ich mich endlich der Musik widmen und begann im Jahr 2013 in einer Cover-Rockband zu singen. Irgendwann wurde ich gefragt: "Sag mal, singst du eigentlich auch auf Hochzeiten? Eine Freundin von mir hätte gern eine Sängerin in der Kirche." Von da an ging alles ziemlich schnell und ich durfte meine Leidenschaft zum Beruf machen.

Ich bin ein total untypischer Künstler: organisiert und strukturiert – ein Perfektionist mit Hang zum Pedanten. Aber wenn ich singe, kann ich mich fallen und meinen Emotionen freien Lauf lassen. Das Einzige, das mir noch wichtiger ist als die Musik, sind meine Familie, mein Mann und meine Freunde. Sie sind alles für mich, denn ohne sie ist alles nichts.

Bevor ich diese Frage beantworte: Was für ein wundervolles Kompliment – vielen lieben Dank! Wenn ich Balladen singe, tauche ich in eine andere Welt ab und nehme kaum noch etwas um mich herum wahr. Ich fühle das, was ich singe, und bekomme immer wieder die Rückmeldung, dass genau das auch für meine Zuhörer spürbar ist.

Leider habe ich verhältnismäßig selten die Gelegenheit, mal richtig aufzudrehen, da ich eben überwiegend für Balladen gebucht werde. Wenn sich mir aber die Gelegenheit bietet, packe ich sie beim Schopfe und singe von englischem und deutschem Rock über Pop bis hin zu deutschem Schlager alles quer durch den Garten. Namentlich ist das eine bunte Mischung aus Songs, wie beispielsweise "Sex on fire" von Kings of Leon, "Elektrisches Gefühl" von Juli, "I love Rock 'n' Roll" von Joan Jett & the Blackhearts, "Atemlos durch die Nacht" von Helene Fischer oder "Sexy" von Westernhagen.

Viele meiner Kunden haben bereits ganz eindeutige Wünsche. Unentschlossene berate ich jedoch gerne. Bevor ich allerdings konkrete Lieder vorschlage, versuche ich den Musikgeschmack meiner Kunden aus unseren Gesprächen "herauszuhören" und kann darauf basierend Empfehlungen aussprechen – denn ein zu großes Angebot ist für eine Entscheidung nicht förderlich. Gemeinsam finden wir dann recht schnell die richtige Auswahl.

Mein Fazit ist, dass "meine" Hochzeiten mich für jeglichen Stress, Aufwand und jede damit verbundene Arbeit entschädigen. Ich bin wieder einmal mehr als überzeugt davon, dass ich nie wieder darauf verzichten möchte und freue mich schon jetzt riesig auf die Hochzeitssaison 2017!

Eine meiner größten Herausforderungen ist es, mich nicht im Detail zu verlieren. Da ich sehr häufig auf Hochzeiten singen darf, ist es mir unglaublich wichtig, dass alles genauso verläuft, wie es sich das Brautpaar wünscht – denn es soll schließlich der schönste Tag im Leben sein, zu dem ich einen perfekten Beitrag leisten möchte.
Andere Herausforderungen ergeben sich aus unvorhersehbaren Zwischenfällen: Von verschlossenen Kirchentüren, über einen umgekippten Rübenlaster inklusive verwirrtem Navi auf der Hinreise, bis hin zu einer falsch genannten Kirche bin ich immer mal wieder mit ganz unterschiedlichen und zugleich interessanten Hindernissen konfrontiert. Aber wenn solche Missgeschicke nicht passieren würden, welche Anekdoten hätte ich dann zu erzählen?