Interview mit Saja-Christin
Alte Geschichten erzählen die magische Wirkung der Harfe. Und auch ich erlebe bei meinen Live-Auftritten immer wieder zauberhafte Momente, wenn Menschen (oder vor allem auch Säuglinge bei ihrer Taufe) intensiv auf meine Musik reagieren.
Mir ist der Klang der Harfe als Kind begegnet – in der irischen Musik. Und sofort - noch bevor ich wusste wie das Instrument aussieht, das solche Klänge vorzudringen vermag, wollte ich dieses Instrument lernen. Angelo Kelly hat es mal so schön gesagt:„Das Instrument hat dich quasi gerufen!“ Ich habe damals schon leidenschaftlich gesungen und gerade angefangen, Gesangsunterricht zu nehmen. Es entstand intuitiv der große Wunsch, meinen Gesang mit diesen Klängen zu begleiten und zu tragen. In meiner Vorstellung würde meine Seele dann Flügel bekommen. Und genau so sollte es kommen! :)
Nachdem ich begann, live aufzutreten, durfte ich die tolle Entdeckung machen: Ich berührte Menschen! Heute darf ich immer wieder die magische Erfahrung machen, wie das Instrument die Menschen tief berührt und zusammen mit meinem Gesang und meinen Texten emotional bewegt. Dafür bin ich unendlich dankbar!
Für meine eigenen Projekte schreibe ich Songs, die Menschen berühren und beflügeln sollen. Sie in eine innere Balance, Entspannung und Ausgeglichenheit führen sollen. Darüber hinaus inspirieren meine Songs meine Hörer zu der Gewissheit, dass sie die Kraft und alle Möglichkeiten haben, sich stets weiter zu entwickeln und das eigene Leben nach den eigenen Wünschen zu gestalten. Frei nach dem Motto: „Mach dein Leben zu deinem Wunschkonzert!“
Mit meiner theatralen Arbeit fließt hier alles zusammen, denn auch hier geht es mir darum, Menschen mit theaterpädagogischen Methoden zu "empowern", sich neu zu entdecken, ganzheitlich zu erfahren und weiterzuentwickeln. Im Speziellen auch in ihrem Ausdrucksvermögen. So fließen all die künstlerischen Kategorien zu einem gemeinsamen Ziel zusammen.
Aber deine Frage ist durchaus berechtigt. Ich persönlich spiele ja die keltische Harfe. Die keltische Harfe ist ein diatonisches Instrument. Das bedeutet, dass man für den jeweiligen Song die Tonart vorher einstellt und dann während des Songs keine oder nur bedingt Tonart-fremde Töne spielen kann. Wenn man dies möchte, muss man die kleinen Häkchen, die man oberhalb der Seiten sehen kann, während des Spielens umstellen. Bis zu einem gewissen Maß geht das, aber irgendwann wird es zu komplex bzw. ist es nicht mehr zu bewerkstelligen.
Auch gibt es Songs, die in ihrem Charakter speziell vom Beat oder der Rhythmusgruppe leben und die einfach zu sehr verlieren bzw. bei denen der eben beschriebene besondere Sound-Charakter nicht höher wiegt als der Wirkungsverlust durch die für den entsprechenden Song wichtigen fehlenden Instrumente. Die im Zweifel den gesamten und Sound-Charakter bei dem besagten Stück ausmachen.
Du siehst also – eine pauschale Antwort gibt es auf die Frage nicht. Aber grundsätzlich ist es immer reizvoll, sich neue Stücke anzuschauen und ich ermuntere deswegen auch stets meine lieben Kunden, ihre Liedwünsche auf jeden Fall einfach mal unverbindlich anzufragen.
1) Ein Auftritt war sehr außergewöhnlich, weil das ganze Konzert von RTL mitgeschnitten wurde und ohne dass ich es vorher wusste, plötzlich Angelo Kelly inkognito vor Ort war. Da war es schon ein merkwürdiges Gefühl, dass einem ganz unerwartet ein Welt-Star zuhört und zudem das Konzert viele Millionen Menschen im Fernsehen zur Primetime sehen werden. Die spannendste Erfahrung dabei war, dass ich gar nicht nervös geworden bin, sondern alles entspannt machbar war.
2) Ein späterer Auftritt war sehr besonders durch seine Größe und Prominenz: 2018 habe ich als Special Guest von Angelo Kelly and Family solo mit Harfe & Gesang in der ausverkauften Dortmunder Westfalenhalle performt. Die riesige Menschenmenge, die während meines (im Vergleich zum restlichen sehr actionreichen Konzert) „ruhigen“ und lyrischen Auftritts still wurde und so aufmerksam zuhörte – da ist einfach eine großartige Energie entstanden, die sehr toll war zu erleben! Und am Ende war ich auch etwas erleichtert, als das das Publikum so tosend applaudierte.
3) Auf einem großen Weihnachtskonzert 2019 lud ich am Ende des Konzertes die 650 Zuschauen ein, mit mir gemeinsam „Oh du fröhliche" zu singen. Die Menschen haben so aus vollem Herzen und vollem Halse mitgesungen, dass die Atmosphäre in der riesigen Kirche magisch – gar episch war. Und die Menschen spürten das sichtlich auch. Das waren zauberhafte Momente.
4) Im Jahr 2014 gab es eine ganz besondere und anrührende Erfahrung. Ich war engagiert für ein Wohnzimmerkonzert zum 99. Geburtstag. Das Geburtstagskind selbst lag im Krankenbett und war seit 4 Wochen weitestgehend bewusstlos. Vier Wochen zuvor hatte sie das letzte Mal die Augen auf und Worte gesprochen. Ich habe also das Konzert gespielt und habe in meinen Anmoderationen die alte Dame stets so angesprochen, als würde sie mich hören und als wäre sie voll da. Bevor ich nach dem Auftritt gegangen bin, ging ich zum Krankenbett und verabschiedete mich von der alten Dame. Sie öffnete die Augen und bedankte sich mit dem Satz: „Danke. Sie haben mir große Freude gemacht.“ Alle Gäste waren ganz ungläubig, was da passierte. Und ihre Tochter hatte Tränen in den Augen. Im Treppenhaus kamen dann auch mir die Tränen und ich fühlte mich so unendlich reich beschenkt, diesen Job machen zu dürfen und habe meine Arbeit, glaube ich, selten als so wertvoll empfunden.
Letztlich ist so gut wie jeder Auftritt auf seine Art und Weise besonders und erfreut mein Herz und hoffentlich das der Zuhörer. Speziell Hochzeiten sind immer besonders schön. Zufrieden bin ich dann immer ganz besonders, wenn der Bräutigam, während ich spiele und singe, eine Träne vergießt.