Künstler der Woche
Interview mit POPCAKES
eventpeppers: Lieber Heiko, Mario und Paul, würdet ihr jeweils ein bisschen über euch als Person und über euren musikalischen Werdegang erzählen?
Mario: Meine erste prägende Begegnung mit Musik hatte ich schon mit vier Jahren in meiner Heimat Kolumbien, als meine Mutter mir Polonaises und Mazurkas von Chopin vor dem Einschlafen vorspielte. Ein paar Jahre später begann ich, übrigens bei einem deutschen Lehrer, Klavierstunden zu nehmen. Fast parallel dazu entdeckte ich meine Liebe zu den Trommeln - klassische deutsche Klavierschule trifft auf afrokolumbianische Trommeln! Ab meinem neunten Lebensjahr spielte ich in diversen Salsa Bands, Folkore Ensembles und Latin Jazz Formationen, mit denen wir in Kolumbien bereits sehr erfolgreich waren. Nach Deutschland kam ich vor acht Jahren zum Jazz-Studium und seitdem hat sich mein Leben unglaublich verändert: Ich hatte die Gelegenheit, mit vielen interessanten Menschen aus aller Welt Musik zu machen und Tourneen von China bis Mexiko zu spielen. Außerdem gewann ich ein Stipendium und habe ein Jahr in Brasilien studiert. All diese Erfahrungen haben mich nicht nur musikalisch, sondern auch menschlich sehr bereichert.
Im Prinzip leben wir unseren musikalischen Traum, indem wir Musik, die wir lieben, gemeinsam mit unserem Publikum feiern.
Heiko: Inspiriert zur Musik wurde ich durch die Plattensammlung meiner Eltern, in der sich unter anderem Chuck Berry, Simon & Garfunkel und die Beatles tummelten. Als ich zehn Jahre alt war, lief gerade ein Werbespot einer amerikanischen Biermarke im Fernsehen, in der neben dem obligatorischen Bier ein Bluesgitarrist die Hauptrolle spielte. Von da an war es mein Traum, ein Bluesgitarrist wie Eric Clapton oder B. B. King zu werden. Ich nahm Gitarrenunterricht und gründete mit zwölf Jahren eine Bluesband mit Schulfreunden und meinem Bruder an den Drums. So ging es weiter zu Schulbands, Bigbands und Combos, bis ich im Jahr 2005 dann an die Mannheimer Musikhochschule kam, um Jazzgitarre zu studieren. Seither spiele ich, neben unserem Trio POPCAKES, in verschiedenen Bands von Oriental Jazz über Surf-Rock bis hin zu Ballett- und Musicalproduktionen am Nationaltheater Mannheim. Eines meiner bisherigen Highlights: Vor 20.000 Menschen im Vorprogramm für die Söhne Mannheims zu spielen!
Paul: Ich habe zum Saxophon gefunden, als ich so 12-13 Jahre alt war. Damals hatte ich Herbert Grönemeyer für mich entdeckt und gleichermaßen seinen Saxophonisten, Frank Kirchner, dessen Saxophonsoli ich immer mitgesungen habe. (lacht) Dann führte eins zum anderen - ich wollte Jazz-Saxophon studieren, was dann an der Musikhochschule Mannheim geklappt hat. Momentan bin ich im Masterstudium "Jazzkomposition/-arrangement" an der Hochschule für Musik in Nürnberg eingeschrieben, da neben dem Musikmachen auch das Musikschreiben und Komponieren ein immer größer werdender Teil meines Lebens ist.
eventpeppers: Wie habt ihr denn dann als Trio POPCAKES zusammengefunden und wie seid ihr auf den süßen Namen gekommen?
Mario: Wir kennen uns von unserem gemeinsamen Studium an der Musikhochschule Mannheim. Wir haben zusammen schon in verschiedenen anderen Konstellationen gespielt und dabei gemerkt, dass wir sowohl menschlich als auch musikalisch total auf einer Wellenlänge liegen. Bei unserem ersten Trio-Auftritt haben wir uns beim Spielen dann nur schmunzelnd angeschaut und gewusst, dass die Chemie, besser gesagt die 'Rezeptur', stimmt.
Heiko: Auf den Namen POPCAKES sind wir bei einem unserer ersten Auftritte auf einer Hochzeit gekommen. Am Ende des rundum gelungenen Abends erhielten alle Gäste vom Brautpaar noch einige selbstgemachte Leckereien: neben Marmeladen und Likören waren unter diesen Geschenken auch wie Lutschbonbons geformte Kuchen am Stiel. Als wir zu dritt die bunten Süßigkeiten neugierig betrachteten, sagte ein Gast zum anderen: "Schau mal, da vorne sind Popcakes." Wir fühlten uns irgendwie angesprochen, da meinte Mario: "Das ist doch der perfekte Name für uns. Es klingt nach frisch gebackenen Popsongs!" So haben wir uns POPCAKES genannt. Dass die leckeren Stiel-Kuchen eigentlich "Cake Pops" heißen, wussten wir zu dem Zeitpunkt gar nicht!
eventpeppers: Wie würdet ihr euren Stil beschreiben? Was ist charakteristisch für und einzigartig an den POPCAKES?
Paul: Im Vordergrund stehen absolut die eingängigen Melodien, die wir alle aus dem Radio kennen - ob das nun ein Elvis-Song aus den Fünfzigern oder ein aktueller Hit von Bruno Mars ist. Alles fügt sich in dem Sound unserer ungewöhnlichen Triobesetzung von Saxophon, Percussion und Gitarre organisch zusammen. Da können die Genregrenzen auch mal verschwimmen, wenn beispielsweise die Synthie-Pop-Nummer "Take on me" von a-ha plötzlich neben einem Reggaesong von Bob Marley aufwacht oder aus der souligen "Valerie" von Amy Winehouse eine lateinamerikanische "Valeria" wird - so heißt übrigens Marios kleine Tochter.
Heiko: Für mich ist diese Band ein Glücksfall. Meine beiden Bandkollegen empfinden die gleiche Liebe zur Musik wie ich, weshalb jeder Auftritt einfach ein Riesenspaß ist. Ich bin auch überzeugt, dass die Zuhörer das fühlen und sich diese positive Atmosphäre direkt überträgt. Wir genießen es einfach, mit unserer Musik eine Verbindung zu unserem Publikum aufzubauen und mit ihm gemeinsam unvergessliche Songs zu zelebrieren.
Mario: Wir haben in der Regel keine Setliste mit Songs, die dann einfach nur stur heruntergespult wird. Meistens entscheiden wir erst innerhalb eines Songs, was wir als nächstes spielen, denn nur so ist es möglich, sensibel auf die Stimmung der Gäste zu reagieren. So kann es sein, dass spontane Medleys entstehen oder altbekannte Songs in ganz neuen Versionen erklingen. Ich denke, dass diese Flexibiltät, auf die jeweiligen Gegebenheiten und das Publikum einzugehen, eine Besonderheit ist, die durch unsere ungewöhnliche Instrumentenkombination, unsere musikalische Erfahrung, durch unser blindes Verständnis untereinander und durch unsere unverkrampfte Einstellung der Musik gegenüber erst möglich wird. Das unterscheidet uns, denke ich, von vielen anderen Bands. Für uns ist Musik nie "Dienst nach Vorschrift" sondern immer aufregend und frisch.
eventpeppers: Inwieweit bindet ihr euer Publikum in eure Auftritte ein?
Mario: Bei uns läuft das ganz natürlich und intuitiv ab, und es hängt natürlich auch vom jeweiligen Kontext ab, inwiefern wir unsere Musik in den Vordergrund der Veranstaltung stellen. Paul hat dafür ein super Gespür und schafft es immer wieder, in seiner sympathischen Art das Publikum zum Singen, Klatschen und Tanzen mitzureißen!
Paul: Auf einer Veranstaltung wollte uns - nachdem die Gäste schon weg waren - das in Karaoke-Laune gekommene Cateringpersonal gar nicht mehr gehen lassen: "Könnt ihr bitte 'Time After Time' spielen?", "Habt ihr noch einen Song von Michael Jackson?" oder "Könnt ihr auch noch was von den Red Hot Chili Peppers?" Na klar, kein Problem! Jeder Abend ist anders und hat seine eigene Dynamik und Dramaturgie.
eventpeppers: Verratet ihr uns auch ein bisschen über euren Musikeralltag? Was passiert bei so einem Männer-Trio hinter den Bühnen und habt ihr so etwas wie gemeinsame Rituale?
Heiko: Feste Rituale haben nicht. Aber da wir nicht nur Kollegen sondern auch Freunde sind, freue ich mich jedes Mal mit den Jungs Musik zu machen. Generell vergeht mit den Jungs die Zeit wie im Flug, ob das gemeinsame Fahrten zu Auftritten oder eventuelle Wartezeiten am Veranstaltungsort sind. Wir lachen zusammen, trinken einen Espresso und unterhalten uns über Gott und die Welt.
eventpeppers: Welche musikalischen Träume möchtet ihr euch noch erfüllen bzw. wo oder für wen würdet ihr gerne einmal auftreten?
Für mich ist diese Band ein Glücksfall. Meine beiden Bandkollegen empfinden die gleiche Liebe zur Musik wie ich.
Mario: Auch wenn es jetzt wie ein Klischee klingt - letztendlich ist es uns egal, für wen wir spielen. Entscheidend ist für uns die Energie, die beim Auftritt entsteht. Das ist das, was uns am Ende im Gedächtnis bleibt.
Heiko: Ein kleiner Traum von mir ist es, mit unserem Trio eine Straßenmusik-Tour irgendwo Richtung Mittelmeer zu machen. Gemeinsam Musik zu machen, die unmittelbare Reaktion der Menschen zu erleben und das alles bei angenehmen 30 Grad. Wer weiß, vielleicht klappt das demnächst.
Paul: Ja, das wäre auf jeden Fall nicht nur ein toller Urlaub, sondern auch aus musikalischer Sicht spannend - man hat die Möglichkeit zu experimentieren und wächst als Band noch mehr zusammen. Abgesehen davon bin ich absolut auch Marios Ansicht: Jeder Auftritt ist frisch und anders und im Prinzip leben wir unseren musikalischen Traum, indem wir Musik, die wir lieben, gemeinsam mit unserem Publikum feiern.
eventpeppers: Was ist für euch das Schönste an eurem Beruf?
Mario: Neben dem Musikmachen selbst, das für uns wie wohl für fast alle Musiker mehr Berufung als Beruf ist, ist es die Chance, die unterschiedlichsten Menschen kennenzulernen und über den Tellerrand hinauszuschauen. Vom 80-jährigen Geburtstagskind zum frisch vermählten jungen Ehepaar, vom Vorstandsvorsitzenden über den Praktikanten, es ergeben sich abseits der Bühne immer wieder interessante und bereichernde Begegnungen, die den Beruf des Musikers so abwechslungsreich und spannend machen.