Interview mit Pantomime Popkultur

Pantomime Popkultur gibt es schon eine ganze Weile, aber erst seit Mitte 2016 ist das Projekt losgelöst von vorangegangenen Kooperationen. Ich spiele alle Acts selbst. Für größere und komplexe Aufträge hole ich mir professionelle Kollegen ins Boot.

In den Köpfen der Menschen ist das Bild der Pantomime verstaubt und bedient sich dem Klischee vom Ringelpulli tragenden Weißgesicht, der in Fußgängerzonen an imaginären Wänden entlanggeht. Obwohl ich so einen Act in meinem Leben noch nie in echt gesehen habe - allerhöchstens eine Persiflage darauf - ist dieses Bild fest mit Pantomime verbunden. Pantomime bietet aber tatsächlich einen bunten Strauß von Effekten und Illusionen, die auf der Bühne fantastisch funktionieren. Moderne Mimen spielen spannende Geschichten und Visual Comedy - echte Popkultur!

Im Alter von 14 Jahren hatte ich mit Freunden großes Interesse an Breakdance. Wir haben fleißig geübt, vor allem die Roboterbewegungen - das hieß damals noch "Electric Boogie". Natürlich wollten wir vor allem die Mädchen beeindrucken, die Faszination der Bewegungen und die Illusion des Roboters ist aber nach wie vor geblieben.
Beim Thema Roboter glaube ich, dass sich jedes kleine Kind einen Freund wünscht, mit dem er durch dick und dünn gehen kann. Seit "Star Wars" wissen wir alle, das diese Position gut und gerne auch ein Roboter einnehmen kann.

Ich habe ungefähr drei Jahre an Hugo gebaut. Das kleine Kerlchen ist technisch gesehen eine Puppe. Er wird ferngesprochen und ferngesteuert. Da mir viele Roboter Acts zu martialisch oder gruselig erscheinen, habe ich Hugo mit einem Kindchenschema versehen. Also große Augen, großer Kopf und hohe Stirn. Hugo ist niedlich und sympathisch - er ist der Roboterkumpel, den sich Kinder wünschen und an den sich Erwachsene gerne erinnern.
Hugo kann Fahrrad fahren, den Kopf bewegen und sprechen. Die Augen und der Mund sind aus LEDs. Beim Sprechen bewegt sich Hugos Mund synchron zu dem, was er sagt. Die Augen zeigen Emotionen und zwinkern ganz natürlich, wie bei einem Menschen. Da Hugo mit einer Roboterstimme ausgestattet ist, kommt gleich ein warmes Retrogefühl auf.

Zwar habe ich viele Roboteracts im Repertoire, aber mir geht es vor allem um die Illusion. Wenn die Leute den Act sehen und zweimal hinschauen müssen, wenn sie gleich die Kamera zücken und zu lächeln beginnen - das möchte ich gerne erreichen.
Für die Zukunft habe ich schon ein paar schöne Ideen. Konkret habe ich mich noch nicht entschieden, welche ich davon umsetzen werde. Tragt euch auf meiner Homepage in den Newsletter ein, dann seid ihr die ersten, die von den neuen Acts erfahren.

David Orban, ein Keynote Speaker aus Italien, war in dem Dilemma, dass er in Berlin einen Vortrag geben wollte aber so viele Termine hatte, dass er es nicht einrichten konnte. Er wollte auch keinen Telepräsenz-Roboter benutzen. Deswegen habe ich ihn gedoubelt und mein Kostüm "Steve Machine" umgebaut. An den Kopf haben wir ein iPad installiert. Er hat über Videochat seinen Vortrag von Italien aus gegeben und ich habe seine Körpersprache gedoubelt. Das hat für große Augen unter den Zuschauern gesorgt.

Für mich ist das Schönste, dass ich meine komplette Arbeitszeit mit dem verbringe, was mir am meisten Spaß macht: Acts bauen und Acts spielen.