Künstler der Woche
Interview mit Na Pârt
eventpeppers: Liebe Ulrike Fieguth und lieber Leo Clemens, verratet ihr uns zum Anfang vielleicht jeweils ein paar wichtige Stationen aus eurem Lebensweg - von privat bis beruflich?
Ulrike: Schon als Vierjährige verbrachte ich Stunden am Klavier meiner Großeltern. So hatten meine Eltern gar keine andere Wahl, als mich an der Musikschule anzumelden. Leider waren hier alle Plätze für Klavier schon besetzt. Nur beim Akkordeon war noch etwas frei. Heute bin ich froh und dankbar über diese Fügung. Daraus ist eine langanhaltende Liebe, Broterwerb, Beruf und Berufung geworden.
Ich studierte erst Musiktherapie in den Niederlanden. Hier spielte ich in einer Klezmerband und lernte großartige Lehrer, Bands und Musiker kennen, die mich nachhaltig beeinflussten. Zurück in Deutschland studierte ich aufbauend Gesang und Pädagogik, wo ich auch Leo kennenlernte. Heute lebe ich in Berlin von der Musik in all ihren Facetten: Ob als Musikerin, Therapeutin oder Lehrerin – missen möchte ich nichts von alledem!
Ich studierte erst Musiktherapie in den Niederlanden. Hier spielte ich in einer Klezmerband und lernte großartige Lehrer, Bands und Musiker kennen, die mich nachhaltig beeinflussten. Zurück in Deutschland studierte ich aufbauend Gesang und Pädagogik, wo ich auch Leo kennenlernte. Heute lebe ich in Berlin von der Musik in all ihren Facetten: Ob als Musikerin, Therapeutin oder Lehrerin – missen möchte ich nichts von alledem!
Leo: Auch für mich begann der Weg ganz klassisch in der Musikschule. Die Ausbildung in der damaligen DDR war dabei recht klar auf ein Studium ausgerichtet. Die frühe Förderung, die mir dabei zugute kam, zeigte schnell Erfolge. Die zunehmende Anzahl an Konzerten und Wettbewerben entfremdeten mich aber immer mehr von meinem Instrument, der Violine. Schließlich brach ich die Ausbildung nach zehn Jahren im Alter von 15 ab. Wie durch ein kleines Wunder konnte ich die Liebe zur Musik während meines Zivildienstes in einer psychiatrischen Einrichtung für alte Menschen wiederentdecken. Es war wie eine Art Rückbesinnung auf meine wirklichen Stärken. Nach ein paar Jahren hatte ich mich wieder auf Studienniveau herangefiedelt. Aber diesmal war es echte, eigene Leidenschaft. Heute genieße ich die Freiheit, die Musik zu spielen, zu schreiben und zu unterrichten, die mir am Herzen liegt. Na Pârt ist aus dieser Idee geboren.
eventpeppers: Wie habt ihr denn dann letztlich musikalisch zusammengefunden und wie ist Na Pârt entstanden?
Das Zusammenspiel mit Ulrike ging wie von selbst - eine gemeinsame Leidenschaft war geboren.
Leo: Im Rahmen unseres gemeinsamen Studiums ging es auf einer Studienfahrt nach Ungarn. Wir saßen abends im ziemlich heruntergekommenen Studentenwohnheim, als wir unten im Hof Musik und Lachen hörten. So eine Gelegenheit konnten wir uns nicht entgehen lassen! Wir schnappten uns die Instrumente und mischten uns unter die ungarischen Musikstudenten, die ein paar Volksweisen zum Besten gaben. Ich hatte im Gegensatz zu Ulrike bisher recht wenig Erfahrung mit Folk. Aber diese lebendige, leidenschaftliche Musik zog mich sofort in ihren Bann. Nach kurzer Zeit fand sich auch ein altes, verstimmtes Akkordeon für Ulrike. Wir probierten uns an Na Pârt, einem Stück aus Bulgarien. Als ich den typischen 7er Rhythmus endlich heraus hatte, fing es richtig an zu grooven und diese Musik ließ mich nicht mehr los. Das Zusammenspiel mit Ulrike ging wie von selbst - eine gemeinsame Leidenschaft war geboren. Zurück in Deutschland spielten wir nun regelmäßig auf den allabendlichen Sessions vor unserem heimischen Studentenwohnheim. Wir probierten uns an Klezmer, Irish-Folk und Balkan. Die Spielfreude und eine wachsende, begeisterte Zuhörerschaft führte uns bald auf Hochzeiten, Empfänge und Ausstellungseröffnungen. Bei der Namensgebung mussten wir ein Weilchen überlegen, bis es uns wie Schuppen von den Augen fiel: Na Pârt - frei übersetzt heißt es so viel wie "unterwegs".
eventpeppers: Wie habt ihr zu dieser Art von Musik gefunden und was
fasziniert euch daran besonders?
fasziniert euch daran besonders?
Ulrike: Ich glaube es war schlicht das Akkordeon, welches mich zur Folkmusik geführt hat. Ich begann mit einer klassischen Ausbildung und habe Stücke von Bach und Mozart gespielt. Als Jugendliche zog es mich aber mehr zur irischen, französischen und russischen Musik – alles was melancholisch und fröhlich zugleich war. Ich bin zur Wendezeit in Ost-Berlin groß geworden. Und da gab es plötzlich diese Musik, die für mich nach großer weiter Welt schmeckte aber zugleich ein Gefühl von Wärme und Geborgenheit vermittelte.
Leo: Als ich mich mit 19 Jahren wieder der Musik zuwendete, waren meine Ohren vor allem neugierig auf ungewohnte Klänge. Es war vor allem elektronische, avantgardistische und improvisierte Musik, die mich faszinierte. Folk erschien mir zunächst eher altbacken. Erst durch Ulrike habe ich die ungeheure Kunstfertigkeit und die Vielfalt dieser Musik wirklich schätzen gelernt. Gerade die rhythmische Vielfalt ist mir immer wieder ein Quell der Inspiration. Aus einer einfachen melodischen Linie ein ganzes Stück selbst zu arrangieren ist außerdem eine gestalterische Herausforderung.
eventpeppers: Ihr schreibt in eurem Profil von Auftritten an
ungewöhnlichen Orten. Da würde uns schon interessieren - was war denn bisher der ungewöhnlichste Auftritt?
ungewöhnlichen Orten. Da würde uns schon interessieren - was war denn bisher der ungewöhnlichste Auftritt?
Ulrike: Vielleicht geht es nicht so sehr um die Orte an sich, sondern mehr um die Magie des Momentes. Unvergesslich bleibt mir ein Konzert in der Schorfheide: Wir spielten nachts am Lagerfeuer. Die weite Landschaft, der helle Mond und der kahle dicke Baum, vor dem wir saßen - all das hätte direkt aus einem Gemälde von Caspar David Friedrich stammen können. Da wir zu wenig Licht hatten, wurde uns eine alte Wohnzimmerlampe mit Stofftrotteln neben die Noten gestellt. Unweit gab es ein Hornissennest, dessen Bewohner magisch von dieser Lampe angezogen wurden.
Vor kurzem hatten wir wohl eine unserer ungewöhnlichsten Anfragen: Auf einem abgelegenen Gutshof in Norddeutschland sollten wir nachts in einem "Vampirsalon" spielen. Für Menschen,
die sich einerseits gerne als Vampire verkleiden, sich andererseits vielleicht auch für solche halten.
Vor kurzem hatten wir wohl eine unserer ungewöhnlichsten Anfragen: Auf einem abgelegenen Gutshof in Norddeutschland sollten wir nachts in einem "Vampirsalon" spielen. Für Menschen,
die sich einerseits gerne als Vampire verkleiden, sich andererseits vielleicht auch für solche halten.
eventpeppers: Gibt es ein Stück, das bei eurem Publikum immer
besonders gut ankommt und deshalb bei kaum einem Auftritt fehlen darf?
besonders gut ankommt und deshalb bei kaum einem Auftritt fehlen darf?
Leo: Das ist definitiv eines unserer leider rar gesäten deutschen Stücke. Mehr noch - es ist nicht nur Deutsch, sondern Bayerisch. Es geht auf einen alten, traditionellen Tanz zurück: den Zwiefachen. Ein Wechsel von Zweier- und Dreiertakten in einer ganz eigenwilligen Abfolge. Unabsehbar und gerade deshalb so erfrischend und wild. Es heißt passenderweise: "Der Hanns der kann's". Das Mitklatschen kann da schon mal zum Problem werden.
eventpeppers: Gibt es ein Konzert, das euch in besonderer Erinnerung
geblieben ist?
geblieben ist?
Und da gab es plötzlich diese Musik, die für mich nach großer weiter Welt schmeckte aber zugleich ein Gefühl von Wärme und Geborgenheit vermittelte.
Ulrike: Auch hier gibt es einige. Ein sehr schönes Konzert hatten wir vor kurzem im Schlossplatztheater in Berlin. Mit diesem Ort verbinde ich sehr viel. Hier habe ich als Jugendliche erste Bühnenerfahrungen gesammelt. Einen meiner schönsten Sommer habe ich mit dieser Theatergruppe verbracht. Und jetzt kam ich nach sehr langer Zeit wieder an diesen Ort zurück. Ich war sehr berührt und auch sehr aufgeregt vor dem Konzert. Aber das Publikum und dieser Ort haben uns getragen und es für mich unvergesslich werden lassen.
eventpeppers: Ihr habt bereits zwei CDs veröffentlicht. Sind weitere
Tonträger geplant?
Tonträger geplant?
Leo: Ja, wir spielen schon seit längerem mit dem Gedanken. Entgegen dem üblichen Prozedere spielen wir unsere neuen Stücke zunächst auf der Bühne, denn sie wachsen mit jedem Konzert. Erst danach finden sie dann den Weg auf eine neue CD. Außerdem haben wir den Anspruch, soweit es geht ohne Schnitte auszukommen. Nur so bleiben Lebendigkeit und Spontaneität erhalten. Wir brauchen einfach dieses Live-Feeling, auch auf der CD. Dazu ist eine Menge Vorarbeit nötig, um dieses Gefühl auch transportieren zu können. Die neuen Stücke sind schon längst da. Die ersten Konzerte haben sie als Feuertaufe auch schon hinter sich. Ich denke das wird ein spannender Sommer.
eventpeppers: Zu guter Letzt: Was hab ihr für Pläne für die Zukunft?
Ulrike: Ich möchte mit Na Pârt gerne mehr Konzertreisen unternehmen und auch noch mehr im Ausland spielen.
Leo: Da kann ich mich nur anschließen: Reisen ist auch meine Leidenschaft! Und da ich zur Zeit eine zunehmende Begeisterung für Komposition entdecke: noch mehr am eigenen Sound arbeiten. Das wird sich sicher auch auf unserem dritten Album noch zeigen.