Interview mit Monsieur Momo

Ich lebe und liebe es Clown zu sein. Ich öffne mein Herz für jede Show und lasse die Zuschauer für kurze Zeit Teil sein. Ich spiele keinen Clown, ich bin einer! Ich gehe nicht auf die Bühne und bin dann für die kurze Zeit Clown, sondern bin es auch schon vor und nach der Show. Sobald ich meinen Hut aufsetze und in meine Schuhe steige, bin ich Clown von Kopf bis Fuß.

Als kleiner Junge habe ich meinen Garten zu einer Bühne umgebaut. Meine Bettlaken dienten als Vorhang und selbstgemalte Plakate zierten die Laternen unserer Straße. So unterhielt ich die Nachbarn in den Sommerferien - also war es schon immer ein Teil von mir. Allerdings habe ich nie darüber nachgedacht Künstler zu werden, vermutlich auch weil keiner in meiner Familie künstlerisch tätig war. Ich war aber noch nie der klassische Büroarbeiter. Jeden Morgen das gleiche erleben und in den gleichen vier Wänden zu sein, wäre überhaupt nicht meins. Da ich früher viel im Kindergarten gearbeitet habe und dort aufgetreten bin, wollte ich Richtung Sozialpädagogik gehen - und so steckte ich mitten in der Ausbildung zum Erzieher als ich die Clown- und Theaterschule in Hannover fand. Dort stand groß auf einem Werbeflyer geschrieben: "Lass deinen Traum wahr werden!" Und so ging alles ziemlich schnell seinen Weg und ich fand meine Berufung, von der ich eigentlich unterbewusst schon immer wusste.

Das was ich auf der Bühne bin und spiele würde ich nicht als "Figur" bezeichnen - ich sage immer, das eine ist mein "Bühnen-Ich" und das andere mein "Privates-Ich". Diese Ansicht hat mir mal ein befreundeter Regisseur von sich erzählt. Das konnte ich sehr gut nachvollziehen und habe es für mich übernommen. Als Schauspieler spielt man verschiedene Rollen und Figuren. Ich als Clown habe aus meiner Sicht nur diese eine "Figur" - das ist meins, das bin ich! Dennoch bin ich natürlich auf der Bühne anders als im privaten Leben und so entstand mein Bühnen-Ich nach und nach.
Ich habe früh angefangen an meinem Kostüm, meiner Art und meinem Charakter zu arbeiten. Den Feinschliff bekam ich dann mit meiner Clownausbildung. Allerdings entwickle ich mich auch bis heute noch regelmäßig und werde es wohl immer tun. Damit ich für all meine Zuschauer interessant bleibe ist es sowieso toll, stets eine Entwicklung zu zeigen. Was mich und mein Bühnen-Ich auszeichnet ist vor allem diese Authentizität, die ich ausstrahle. Ich lasse mich immer sehr auf mein Publikum ein und so ist jede Show anders, da auch meine Zuschauer immer anders sind. Ich liebe es, kleine Momente zu improvisieren. Gerade meine junge, charmante und frische Art verleiht der manchmal "eingestauben" Clownerie einen neuen Anstrich. Das jedenfalls höre ich immer wieder von meinen Gästen nach den Shows.

Meine Varietéshows erarbeite ich immer unter meiner eigenen Regie. Ich spiele den roten Faden und lade befreundete Künstler ein, ein Teil dieser Show zu sein. So verbinde ich meine Clownerie mit verschieden artistischen Disziplinen. Im Mai spiele ich meine nächste Varietéshow im großen Theater auf dem Hornwerk in Nienburg. Dort habe ich unter anderem einen Cyr- und Strapaten Künstler, ein Akrobaten-Duo, eine Balkan-Band und einen Kontaktjongleur dabei. So sind diese Shows immer für die ganze Familie und mir liegt es sehr am Herzen, eine wunderbare Show auf die Bühne zu bringen. Meine Acts werden dann ein bisschen angepasst, sodass sie ins Gesamtkonzept passen. Daran habe ich immer sehr viel Spaß. Ich liebe es einzelne Acts miteinander zu verknüpfen und nutze für meine Acts vor allem Elemente aus Zauberei, Clownerie, Slapstick, visueller Comedy und Improvisation.

Meine Walkacts und meine Straßenshows sind wirklich immer sehr publikumsnah. In einem Walkact hatte ich mich zu einer älteren Dame auf die Bank gesetzt und wir kamen ins plaudern - das war toll. Diese Frau saß dort als hätte sie auf mich gewartet und hat mir sehr viel aus ihrem Leben erzählt. Auf dieser Veranstaltung bin ich seit vielen Jahren zu Gast. Noch heute wartet die Dame jedes Jahr auf der Bank auf mich und wir unterhalten uns. Das ist jedes Mal wieder ein toller Moment und wenn ich ehrlich bin ist diese Dame auch der einzige Grund, warum ich jedes Jahr wieder Gast auf dieser Veranstaltung bin (lacht). Aber natürlich gibt es gerade bei Straßenshows auch viele denkwürdige Momente. Auf Straßenfesten und Co. tummeln sich schon manch fragwürdige Gestalten, die gerne versuchen einem die Show zu stehlen. Aber damit kann ich gut umgehen und lerne viel für meine Auftritte auf der Bühne.

Defintiv hebe ich mich bewusst davon ab. Ich möchte nicht, dass die Leute nur an meinem Aussehen merken, dass ich Clown bin - sondern an meiner Art. Meine Mimik, meine Gestik, meine Bewegungen. Am Anfang habe ich auch mit roter Nase gespielt und merkte dann aber, dass ich sie einfach nicht brauche um als Clown wahrgenommen zu werden. Das war ein tolles Gefühl. Ich muss mich nicht hinter einer roten Nase verstecken.
Mich stört dieser Stereotyp sehr. Ich finde es schade, dass viele Menschen den "Clown" eher negativ im Kopf haben. Ein wahrer Clown ist mehr als Luftballontiere, große Schuhe, Perücke und rote Nase. Dabei gibt es so viele wundervolle Clowns auf dieser Welt, die ich sehr bewundere. Schade, dass der Beruf "Clown" nicht geschützt ist - so tummeln sich immer wieder schwarze Schafe unter den Clowns. Schon oft habe ich den Satz gehört: "Eigentlich mag ich keine Clowns, aber du bist großartig“ und das macht mich dann wieder sehr froh. Ich bin stolz darauf, ein Clown sein zu dürfen.

Mein Beruf ist einfach sehr abwechslungsreich, das liebe ich total daran. Kein Tag ist wie der andere. Ich spiele auf so vielen unterschiedlichen Bühnen und habe immer wieder neue Zuschauer. Ich lerne viele Künstler kennen und habe mittlerweile Freunde auf der ganzen Welt verteilt. Oft bin ich vor meinen Shows sehr aufgeregt. Sobald ich aber die Bühne betrete, kann ich es pausenlos genießen. Das Glücksgefühl, wenn die Zuschauer strahlen und mich nach der Show ansprechen, ist wirklich toll. Es ist ein schönes Gefühl zu wissen, dass ich Menschen für kurze Zeit ein wenig glücklicher machen kann. Total toll finde ich auch diese Entwicklung, die ich in einer Show mache. Am Anfang sieht man noch so ein paar Fragezeichen im Publikum: "Ein Clown?! Was macht er?", und diese Fragezeichen wechseln nach und nach in Ausrufezeichen. Die Menschen lassen sich auf mich ein und gemeinsam haben wir eine tolle Show.