Interview mit Maureen Wyse

Eigentlich ganz gut, aber das heiße Wetter ist ganz schön herausfordernd für den Kreislauf... Aber besser schwitzen, als frierend im Regen stehen.

Da ich studierte Schauspielerin und Musicaldarstellerin bin, ist mir diese Form von „Bühnensituation“ ja nicht ganz fremd. Nach meiner Theaterzeit wollte ich weiter künstlerisch und kreativ arbeiten, aber mehr Herrin über Zeit und Ort sein. Der Unterschied zum Theaterleben und die große Freiheit in meinem singenden Rednertum liegen darin, dass ich einfach ich sein kann und mir meine Texte nun selbst schreiben und frei nach Schnauze sprechen darf. Meine Aufgabe ist es, eine spannende, berührende und unterhaltsame Trauzeremonie zu gestalten, deren Kernstück die Lovestory meines Paares ist, die ich quasi 360 Grad beleuchte, sodass das Paar zum Schluss gar nicht anders kann, als „JA“ zueinander zu sagen. Und genauso verfahre ich mit meinen Trauerreden. Es soll warmherzig und persönlich zugehen und die Angehörigen sollen das Gefühl haben, dass sie sich mit meiner Trauerfeier würdig verabschieden konnten und es dem oder der Verstorbenen auch gefallen hätte.

Ich bin quasi eine Personalunion aus Trau(-er)-Rednerin und Trau(-er)-Sängerin. Ich konzipiere und halte die Rede und singe dazwischen Songs, die die Geschichte des Hochzeitspaars oder des oder der Verstorbenen widerspiegeln. Das Praktische daran ist, dass ich dadurch alle Fäden in einer Hand halte und einen guten Überblick über die ausgeklügelte Dramaturgie einer Hochzeit oder Trauerfeier habe und somit für einen reibungslosen Ablauf sorgen kann.

Vertrauen und Offenheit seitens des Paars und Einfühlungsvermögen und Präsentationstalent meinerseits. Eine Vertrauensbasis zwischen dem Hochzeitspaar und der RednerIn ist aber das A und O für eine gelungene Traurede. Nur so komme ich im Gespräch an mein inhaltliches Futter, das dann später auch das Paar und die Gäste berührt. Daraus resultiert auch die Bereitschaft seitens des Paares, sich emotional öffnen zu wollen. Auch wenn man vielleicht von sich selbst denkt, dass man eher nicht so der emotionale Typ ist. Das ist nicht schlimm, denn mein Job ist es ja, das alles aus meinem Gegenüber herauszubekommen. Ich nehme mir in meinem Vorbereitungsgespräch sehr viel Zeit. Meist kommen dann noch in den letzten Minuten die entscheidenen Aussagen in einem Nebensatz, die dann zum Schlüsselmoment in der Traurede werden. Aber was nützt die schönste Rede, wenn sie langweilig vorgetragen wird und die Chemie nicht auf die Gäste überspringt? Deswegen braucht es auch die Fähigkeit, eine Verbindung zu den Gästen herzustellen. Und auch manchmal die Fähigkeit, auf den Moment zu reagieren - spontane Interaktionen und das Wissen um einen Spannungsbogen innerhalb einer Trauung. Ich sorge deshalb auch dafür, dass die Songauswahl nicht beliebig ist, sondern diesen ganzen Prozess unterstützt. Das ist der Vorteil, wenn man sich auch noch musikalisch auskennt.

Meine Reden bzw. Zeremonien dauern in der Regel 45 bis 60 Minuten. Und keine davon ist langweilig. Ehrenwort!

Ich bin mit dem Paar ab der Buchung bis hin zur Trauung verbunden und sie dürfen mich auch jederzeit bei Fragen kontaktieren. Das Kernstück ist unser großes Interview, das zwischen drei und fünf Stunden dauern kann. Zu vielen habe ich auch danach noch Kontakt und manchmal begleite ich sie nicht nur in Freud, sondern auch in Leid. Zum Beispiel wenn ich eine Trauerrede für jemanden aus der Familie halte, was leider auch schon ein paar mal vorgekommen ist. Ich fühle mich dann ganz besonders geehrt, da sich meine Paare auch in solch schweren Situationen gut bei mir aufgehoben fühlen und ich sie mit einer Trauerrede und der Gestaltung einer Trauerfeier unterstützen darf. Es ist auch schön, wenn die Paare zu meinen Konzerten kommen, weil sie meine Kunst schätzen und sich unterhalten fühlen.