Interview mit Marcelini & Oskar

Begonnen hat meine künstlerische Laufbahn im Alter von 14 Jahren. Da besuchte ich einen Zauberkurs in der Zauberschule Ulm und von da an hatte mich die Bühne in ihren Bann gezogen. Ich lernte natürlich einen anständigen Beruf, wurde Schriftsetzer, dann Zivi und blieb bei einer Hilfsorganisation als Verwaltungsangestellter hängen. Daneben studierte ich Zauberkunst in Ulm, was damals möglich war, machte meinen Abschluss und arbeitete an meinem ersten Programm im Stil der 20er Jahre. Dabei kam ich auf die Kunst des Bauchredens, die ich im Jahr 2000 zum ersten Mal mit Oskar auf einer Bühne präsentierte. Ich gründete 1998 einen Zauberladen mit Kleinkunsttheater, den ich 15 Jahre lang betrieben habe. Seit dem Jahr 2006 bin ich hauptberuflich als freischaffender Künstler, Bauchredner, Zauberkünstler und Moderator im gesamten deutschsprachigen Raum unterwegs.

In meinem 20er Jahre-Programm beschäftigte ich mich mit dem Varieté der damaligen Zeit, sang Couplets und zeigte Originalkunststücke der Zeit. Doch bei meinen Recherchen stellte ich fest, das Bauchreden damals zu einer der beliebtesten Unterhaltungsformen gehörte. So erlernte ich diese Kunst und aus 2 Minuten wurde immer mehr - im Laufe der Zeit bekam das Bauchreden immer mehr Gewicht. Oskar traf ich in Nürnberg auf der Spielwarenmesse und es war Liebe auf den ersten Blick. Von da an war er mein treuer Begleiter und wir sind unzertrennlich. Das Thema "Hund und Herrchen" liegt mir auch sehr, da ich auch privat echte Hunde habe.

Oskar ist nicht einfach eine Puppe, er ist ein Teil von mir, aber eben auch selbstständig und hat seinen eigenen Kopf, seinen eigenen Charakter und auch seine eigene Meinung. Er ist Hund, durch und durch, und sieht die Welt aus seiner Sicht. Er ist frech, vorlaut und nimmt kein Blatt vor den Mund, was mich oft in Bedrängnis bringt. Doch er hat auch ein großes Herz und manchmal ist er auch sehr kuschelbedürftig, wie ein Hund eben.
Marcelini hingegen ist ein Zauberkünstler, Entertainer und Conférencier, der witzig und charmant moderiert, der das Publikum verzaubert und dem die Eskapaden seines Hundes natürlich auch mal peinlich sind. Er versucht es dann wieder geradezurücken, was nicht wirklich immer gelingt, vor allem wenn Oskar auf den Schwächen von Marcelini herumreitet. So haben beide ihre Stärken und Schwächen, womit die Figuren nah am Publikum sind, und viel Sympathie in sich tragen.

Es gibt noch weitere Figuren in unserem Ensemble! Da wäre zum einen unser Neuzugang aus Holland, der Travestiestar Edna van de Flitterglitter aus Amsterdam. Eine Drag Queen, die nicht auf den Mund gefallen ist, sondern auch mit wunderbaren Kostümen, die sie in Sekunden auf der Bühne wechseln kann, und ihrem holländischen Dialekt und ihren frech-frivolen Witzen die Zuschauer zum Lachen bringt.
Dann gibt es noch eine besondere lebensgroße Figur, die Kammersängerin Getrud Wagner. Die 96-jährige Künstlerin sitzt im Rolli und kommt mit ihrem Pfleger. Sie will es noch mal wissen und die Bühne erobern, wobei sie ins Plaudern mit ihrem Pfleger kommt. Sie spricht von ihrem Alltag im Altersheim und dem Racheplan der Generation 80+, die jetzt zurückschlägt. Klar, und singen kann sie auch noch.
Des Weiteren gibt es noch den Las Vegas Superstar „Garry Diamond“ – eine Parodie auf Liberace oder eine sprechende Zeichnung.

Im Moment arbeite ich gerade an meinem neuen abendfüllenden Programm „Friede, Freude, Hundekuchen“, das Ende 2016 Premiere feiert. Dabei steht natürlich Oskar im Mittelpunkt, doch es gibt immer neue Ideen und es entstehen Figuren und Charaktere, die sich aus der Geschichte ergeben. Manchmal sind es auch Ideen, die einem in den Kopf schießen und dann ihren Weg auf die Bühne finden. Oder man hat manche Dinge schon lange im Kopf und dann endlich den richtige Bogen raus, um diese umzusetzen. Man sitzt oft tagelang an Texten und Ideen, und manchmal schießt der richtige Funke in den Kopf und Dinge entstehen in Minuten, das ist ganz unterschiedlich.
Bei einem neuen Programm kommt es auf die Mischung an: Bauchreden, Comedy, Zauberkunst und Musik. So kann man ein breites Publikum erreichen und begeistern.

Ich sehe mich als eine Art moderner Conférencier. Das bedeutet, dass es sich nicht nur um reine Moderationen handelt, sondern diese gepaart mit Entertainment auch ein Teil der Show sind. Ich führe durch den Abend oder die Show, zusammen mit Oskar oder mal alleine, plaudernd, singend, zaubernd und immer mit der nötigen Prise Comedy. Dabei kann Oskar komplizierte oder schwierige Inhalte locker und leicht verständlich über die Bühne bringen, Interviews führen und Informationen mit hohem Unterhaltungswert vermitteln.
Bei der Moderation kommt es aber auch darauf an, Künstler zu präsentieren und das Bindeglied zwischen den Darbietungen zu sein. Also keine One-Man-Show mit Unterbrechung, sondern die Show als Einheit zu sehen. Dabei ist es auch wichtig, die Stimmung zu lenken. Wenn etwas mit Power kommt, die Stimmung aufzuheizen, und wenn etwas Poetisches als Darbietung präsentiert wird, die nötige Ruhe und Atmosphäre zu schaffen und den Kollegen damit den roten Teppich zu legen.

Es ist wunderbar die Reaktionen des Publikums nach der Show direkt gesagt zu bekommen. Gut, eher Oskar als mir wird sowas erzählt. Aber wenn die Menschen sagen: „Ich habe lange nicht mehr so sehr gelacht!“ oder „Danke für diesen unvergesslichen Abend!“, dann ist es das schönste Lob. Das schönste Feedback bekam ich nach einer Show, als mir ein Gast ein Geschenk überreichte und mir sagte, dass er sich durch eine Krankheit fast selbst aufgegeben hatte. Er sah mich vor einem Jahr, hatte durch die Show neuen Mut gefasst und arbeitet nun wieder als Musiker. Das hat mich tief bewegt.
Auf der Bühne ist es wunderbar, wenn Oskar spontan Dinge sagt, die ich nicht direkt kontrollieren kann und das Publikum so in Stimmung kommt, dass man das Gefühl hat, mit dem Saal zu fliegen.

Es ist natürlich toll, immer wieder die unterschiedlichsten Menschen, Kollegen, Orte und Länder kennenzulernen. Das Schönste ist aber, den Menschen Momente zu schenken, in denen sie ihre Sorgen und ihren Alltag vergessen, abschalten und lachen können. Was kann es Schöneres geben, als den Menschen Freude und unvergessliche Momente zu schenken und damit in guter Erinnerung zu bleiben.