Interview mit Lea Buchtzik

Ich bin gebürtige Dortmunderin, 28 Jahre alt und habe ein an Besessenheit grenzendes Faible für Blumen! (lacht) Beruflich liegt mein Lebensmittelpunkt ebenfalls in Dortmund, hier wohne ich, hier wurde und werde ich bis heute gesanglich ausgebildet und von hier aus starte ich zu jeder Hochzeit im ganzen Land - mal alleine mit einem Instrumentalplayback im Gepäck, zumeist aber zusammen mit meinem Pianisten.

Zu Hochzeiten bin ich gekommen, wie die Jungfrau zum Kinde: Eine Sängerin erzählte mir vor ein paar Jahren bei einem zufälligen gemeinsamen Auftritt von den Trauungen, auf denen sie singt. Damals hatte ich absolut keine Vorstellung über den Beruf und die Möglichkeiten einer Hochzeitssängerin, aber der Gedanke daran ließ mich nach dem Gespräch nie ganz los. Einige Zeit später empfahl sie mich für eine Hochzeit, die sie selbst nicht wahrnehmen konnte und schon war ich mittendrin im Hochzeitstrubel. Auf dieser „ersten“ Hochzeit ergab sich unter der Gesellschaft direkt das nächste Engagement für mich und mit der Nachfrage stieg auch mein Angebot. Meine erste Website habe ich mit einem ambitionierten Freund im Baukastenprinzip an einem Tag erstellt und war irre stolz darauf. Heutzutage schmunzeln wir sehr darüber, zu meinem Glück wurde die Gestaltung inzwischen von einem professionellen Büro übernommen.

Ja, natürlich. Ich spiele heutzutage auf den unterschiedlichsten Veranstaltungen vom kleinen privaten Rahmen bis hin zu großen offiziellen Empfängen. Wir haben uns darauf spezialisiert, für unsere Kunden auf kleinstem Raum mit sehr schlanker Technik eine angenehme Atmosphäre zu schaffen. Genau dies verfolgen wir auch bei unserem „Hochzeit Plus“- Konzept. Ein weiterer Anlass, den viele meiner Kolleginnen nicht bedienen können, ist der Gesang zur Beerdigung. Hier sind verständlicherweise keine Popstücke gefragt, sondern der unverstärkte, klassische Gesang von klassischer Musik zur Orgel. Hierfür kann ich aus einem großen Repertoire schöpfen und arbeite mit Bestattungsunternehmen zusammen, die bei dem Wunsch nach einer Sängerin zur Trauerfeier auf mich zukommen.

Hochzeit PLUS beinhaltet Livemusik durch mich und meinen Pianisten während der Trauung des Brautpaares, PLUS die musikalische Begleitung des Sektempfangs und des Dinners von bis zu vier Stunden in der Hochzeitsfeierlocation. Natürlich spielen wir hierbei auch den Eröffnungstanz des frisch gebackenen Ehepaares live. Unser Empfangsprogramm ist ein zu 90 Prozent feststehendes Programm, welches wir vorab um einige Wünsche und Vorschläge des Paares erweitern. Die Stücke, die während der Trauung gesungen werden sollen, sind natürlich frei vom Brautpaar wählbar. Auch die Begleitung der gewählten Gemeindelieder kann durch meinen Pianisten übernommen werden, sollte kein Organist vor Ort sein. Hierbei stolpern wir immer wieder über die Frage: „Müssen wir die Noten zu dem Stück besorgen?“ Meine Antwort lautet stets: "Wir benötigen von Ihnen lediglich eine Steckdose, alles andere erledigen wir für Sie!"

In der Hochsaison passiert vor allem eins: Die Anfragen steigen rapide an und das Telefon klingelt ständig, da sich viele Paare erst kurz vor dem großen Tag doch noch für eine Sängerin entscheiden möchten oder jemand auf die spontane Idee gekommen ist, den Gesang als Überraschung zu planen. Zumeist kann ich aus Zeitgründen dann nicht mehr helfen, aber es kann durchaus passieren, dass wir plötzlich morgens um 9 Uhr an der holländischen Grenze spielen und uns dann auf den Weg zu einer Hochzeit PLUS nach z.B. Bonn aufmachen. Wenn es zeitlich passt, sind wir gerne bereit spontane Anfragen zu bedienen, dennoch ist die Hochsaison letztendlich genauso durchgeplant, wie alle anderen Monate des Jahres.

Mein schönster Moment als Sängerin war ein ganz privater, den ich für meine Mutter organisiert habe. Sie hatte sich nach langem Überlegen dazu entschieden, einen runden Geburtstag im großen Stil zu feiern und fragte mich im Vorfeld beiläufig, ob ich denn vielleicht singen würde. Natürlich wollte ich für sie singen, doch bei genauerem Überlegen, zusammen mit meinem Pianisten über das „Was“ und „Wie“, wurde mir ganz schnell klar, dass ich nicht „einfach singen“ wollte. Wir warfen unsere Ideen zusammen und so entwickelte sich über Wochen eine Revue durch das Leben meiner Mutter. Nächtelang saß ich am Schreibtisch und bastelte Requisiten, schrieb die Verbindungen der einzelnen Stücke und mein Pianist hielt alles musikalisch zusammen. Am Ende standen wir nach 30 Minuten Lebenslauf in einem Haufen von Requisiten und der ganze Saal sang und tanzte zum Abschluss „Griechischer Wein“. Ich habe mich als Sängerin nie besser verstanden gefühlt, als an diesem Abend.

Ich hoffe darauf und arbeite dafür, dass alles so bleibt, wie es zur Zeit ist. Mit meiner Berufswahl bin ich sehr zufrieden und glücklich, ich habe das Privileg, Menschen bei sehr emotionalen Ereignissen - mögen sie fröhlich oder traurig sein - begleiten zu dürfen und möchte dies auch zukünftig genauso weiterverfolgen.