Künstler der Woche
Interview mit LATTENTATRA
eventpeppers: Lieber Herr Martin, Sie sind der Bandleader von LATTENTATRA. Wann und wie ist das Projekt entstanden?
Die Bandmitglieder sind Berufsmusiker oder Semi-Profis und spielen im richtigen Leben seit 2001 bei BANDANA - Europas meist gebuchter Johnny Cash-Tributeband, mit über 600 Konzerten in acht europäischen Ländern und mehr als 180.000 Kilometern im Tourbus. Und dann kam im Sommer 2011 die Frage eines Veranstalters, die kommen musste: "Könnt Ihr auch richtige Musik spielen oder wirklich nur Johnny Cash?" Da es sich um einen wirklich lukrativen Gig mit 17 Shows auf einem bekannten Oktoberfest handelte, konnten wir natürlich. (lacht)
eventpeppers: Was bedeutet eigentlich "LATTENTATRA"?
Bei einem Lattentatra handelt es sich um einen DDR-PKW-Kombi IFA F8 und spielt auf die Holzkarosse des F8 im Kontext zur damaligen Staatskarosse TATRA aus tschechischer Produktion an. Der Bandname ist eine Reminiszenz an meinen Großvater, der ein großer Motorsportfreund war. Und es sollte ein Bandname mit möglichst vielen "a" sein und eben irgendwie wie BANDANA klingen.
eventpeppers: Das Konzept von LATTENTATRA ist verrückt und ausgeflippt. Bringt euch auch etwas aus dem Konzept?
Wir legen es ja regelrecht darauf an, dass spontane Sachen passieren - denn geprobt wird natürlich niemals. Wir spielen die Songs auch immer wieder anders: Es werden Songs abgebrochen und neu angespielt - um zum Beispiel die Tonart oder das Tempo für Gastsänger und -musiker zu ändern oder weil die Gäste etwas hereinrufen.
eventpeppers: Welche Rolle spielt der Kontrabass in Ihrer Besetzung?
Um den Aufwand möglichst gering zu halten - bei privaten Feiern spielen wir beispielsweise zwischen den Partymusik-Tanzrunden auf Wunsch eine Stunde "Best of Johnny Cash" ohne jeglichen Umbau - ist der Kontrabass von Anfang an fester Bestandteil. Da er mit einem professionellem Funksystem ausgerüstet ist, bieten sich Showeinlagen im Publikum an, die erheblich zu ausgelassener Stimmung beitragen.
eventpeppers: Ihr Repertoire besteht aus den Kultliederbüchern "Das Ding" - wie kam es dazu?
Wir legen es ja regelrecht darauf an, dass spontane Sachen passieren - denn geprobt wird natürlich niemals.
In der Kürze der Zeit vor dem ersten Oktoberfest blieb uns gar nichts anderes übrig. Schnell gingen wir dann dazu über, das Publikum auf der Bühne aktiv als Gastsänger und -musiker einzubeziehen und auch dafür haben sich die Bücher bestens bewährt - niemand kommt wegen Texten oder Akkorden in Verlegenheit. Im Gegensatz zu den Konzerten mit BANDANA lesen wir nämlich alles ab, wie es sich für eine richtige Tanzkapelle gehört (lacht). Außerdem war dieses offene Konzept inklusive der spontanen Songwünsche aus dem Publikum damals recht neu.
eventpeppers: Was sind Ihrer Meinung nach unterschätzte Goldstücke aus den Büchern?
Oh, der Clou ist ja gerade die Mischung.
eventpeppers: Sie prämieren originelle Songwünsche mit einem Eisbecher. Da würde uns natürlich schon interessieren, mit welchen Wünschen bisher die ein oder andere Waffel abgeräumt wurde?
Das kann ich nicht beantworten, da es keine Wertung über die Songwünsche und die Qualität der Bühnenperformance gibt. Wir belohnen nur den Mut an sich, und oft sind der feierliche Ausschank durch den Schlagzeuger, der angeekelte Blick (vor allem der Herren) und das Schütteln der Gäste beim ersten Schluck schon sehr unterhaltsam. Denn wollen wir ehrlich sein: er löscht keinesfalls den Durst und schmeckt eben wie Eierlikör. ...und das ist bekanntlich Geschmackssache.
eventpeppers: Zu guter Letzt: Die Interaktion mit dem Publikum birgt sicherlich einige Überraschungen - was war ein Bühnenmoment, den Sie nie vergessen werden?
Da gibt es ein paar: Wir hielten es beispielsweise bei einer Hochzeit für einen Scherz, doch das Brautpaar machte wirklich bei "4 Hochzeiten und eine Traumreise" mit. So kamen wir dann mit "Ring of Fire" ins Fernsehen.
Bei der Weihnachtsgala einer Mannschaft der 3. Fußball-Bundesliga entpuppte sich außerdem der Torwart als gestandener Sänger und Gitarrist, und spielte zwei komplette Sets mit - zum Erstaunen seiner hochschwangeren Ehefrau und der Mannschaftskameraden, die am Ende alle gemeinsam auf der Bühne "Gute Freunde kann man nicht trennen" gesungen haben.
Das Sommerfest eines bekannten Filialisten stand unter dem Motto "50er Jahre" und der Großteil der Damen und Herren hatte sich entsprechend gekleidet und vor allem auch frisiert. Also schlug unser Gitarrist wenige Minuten vor Beginn vor, dass wir doch eigentlich das gesamte Repertoire als Rockabilly / Rock’n’Roll / Boogie spielen könnten. Gesagt, getan. Besonders hervorzuheben ist an dieser Stelle, dass wir als Urlaubsvertretung an Keyboard und Schlagzeug ohne jede Probe zwei Ersatzmusiker dabei hatten. Ausgemacht war natürlich "normales Tanzprogramm, steht alles in ‚Das Ding‘" - wir hatten dann letztlich an dem Abend den "Schlagerbilly" erfunden. Hatten wir natürlich nicht, denn vier Monate vorher hat ein Kollege dieses Wort beim Deutschen Patent- und Markenamt schützen lassen.
Bei der Weihnachtsgala einer Mannschaft der 3. Fußball-Bundesliga entpuppte sich außerdem der Torwart als gestandener Sänger und Gitarrist, und spielte zwei komplette Sets mit - zum Erstaunen seiner hochschwangeren Ehefrau und der Mannschaftskameraden, die am Ende alle gemeinsam auf der Bühne "Gute Freunde kann man nicht trennen" gesungen haben.
Das Sommerfest eines bekannten Filialisten stand unter dem Motto "50er Jahre" und der Großteil der Damen und Herren hatte sich entsprechend gekleidet und vor allem auch frisiert. Also schlug unser Gitarrist wenige Minuten vor Beginn vor, dass wir doch eigentlich das gesamte Repertoire als Rockabilly / Rock’n’Roll / Boogie spielen könnten. Gesagt, getan. Besonders hervorzuheben ist an dieser Stelle, dass wir als Urlaubsvertretung an Keyboard und Schlagzeug ohne jede Probe zwei Ersatzmusiker dabei hatten. Ausgemacht war natürlich "normales Tanzprogramm, steht alles in ‚Das Ding‘" - wir hatten dann letztlich an dem Abend den "Schlagerbilly" erfunden. Hatten wir natürlich nicht, denn vier Monate vorher hat ein Kollege dieses Wort beim Deutschen Patent- und Markenamt schützen lassen.