Künstler der Woche
Interview mit KRAWALLI
eventpeppers: Lieber Krawalli, würden Sie bitte kurz Ihren künstlerischen Werdegang beschreiben? Wollten Sie schon als Kind immer auf die Bühne?
Als Kind war ich schüchtern und wollte keinesfalls vor ein Publikum treten. Aber meine Mutter überredete mich, Messdiener zu werden. Also trat ich schon als kleiner Junge bei Gottesdiensten vor vielen Zuschauern auf, durfte Wasser und Wein auf einem Tablett balancieren, aus dicken Büchern verschiedene Märchen vorlesen und mit Weihrauch für Showeffekte sorgen! Während meiner Ausbildung zur staatlich anerkannten Kindergärtnerin wirkte ich in der Theater-AG mit und spielte schließlich die Hauptrolle in "Schneeflittchen". Das Tragen von Frauenkleidern kannte ich ja schon aus den heiligen Messen. Später entdeckte ich das Jonglieren als Hobby und Sportart. Ich probierte sämtliche Requisiten, die ich bekommen konnte, kunstvoll durch die Luft zu wirbeln. Schließlich trainierte ich mit Gleichgesinnten regelmäßig in einem autonomen Jugendzentrum. Dort hatte ich bei einem Sommerfest meinen ersten Auftritt als Jongleur. Keine Gage, aber viel Applaus! Daraufhin wurde ich als jonglierender Wochenend-Clown tätig. Die Comedyfigur Willi Horstkötter und mit ihm der Comedykellner und weitere Rollen entwickelte ich erst sehr viel später. Erst mit 40 hatte ich den Mut, mich als Kleinkünstler selbständig zu machen. Aus einem Hobby wurde ein Nebenberuf und aus dem Nebenberuf schließlich ein Fulltime-Job. Seit 10 Jahren lebe ich als Künstler nun leidenschaftlich von der freiwilligen Selbstausbeutung.
eventpeppers: Sie treten unter anderem als Comedykellner Wilfried auf. Wie sieht Ihre Show als Comedykellner aus und was ist dabei alles möglich?
Der Comedykellner eignet sich für alle Anlässe, wo Menschen zum Feiern in einem Restaurant beisammen sind.
Der Comedykellner tritt zunächst als geheimes Theater in Erscheinung. Die Gäste einer Feier sollen den Willi Horstkötter anfangs als echten Kellner wahrnehmen. Allein das ungewöhnliche Erscheinungsbild und die Art und Weise der Körpersprache führen zu Irritationen. Ich gehe sehr sensibel mit den Gästen um - niemand wird von mir belästigt! Wilfried reicht Sekt und räumt leere Gläser von den Tischen. Mit Situationskomik erreiche ich in dieser Phase bereits die ersten Lacher, ohne dass der falsche Kellner entlarvt wird. Wenn ich dann merke, dass die Gäste offen sind für weitere Gags, können Tischzauberei und Taschenspielertricks ein geeignetes Mittel humorvoller Unterhaltung sein. Oft ist auch Close-Up-Comedy möglich. Das bedeutet, dass ich an den Tischen Anlässe finde, kurze witzige Stories zu erzählen. Dabei bleibe ich stets in der Rolle des Kellners, der vom Jobcenter geschickt wurde, aber eigentlich viel lieber einen Arbeitsplatz als Unterhaltungskünstler gehabt hätte. Die Qualitäten als Entertainer stelle ich dann nach dem Essen mit einer kurzweiligen Show unter Beweis. Wilfried jongliert für die Gäste mit Zigarrenkisten, Bällen und Buschmessern und setzt auf diese Weise abschließend noch einen Höhepunkt.
eventpeppers: Sie bieten auch noch unzählige weitere Walkacts an - beispielsweise einen Comedypolizisten, einen falschen Arzt und einen Hausmeister. Was ist denn Ihr "Lieblings"-Alter Ego und warum?
Inzwischen spiele ich genauso gern den Polizisten wie den Kellner. Der Kellner ist eher eine bedauernswerte Figur. Er wird ja vom Jobvermittler gezwungen, eine Arbeitsprobe im Restaurant zu absolvieren. Wilfried ist ein Verlierer-Typ. Der Polizist hingegen ist eine vermeintliche Autoritätsperson. Er hat deshalb auch einen anderen Namen: Hauptkommissar Riemenschneider. Das tragisch-komische Element entsteht beim Comedypolizisten dadurch, dass dieser von den Passanten überhaupt nicht ernstgenommen wird. Dadurch entwickelt sich inzwischen mit dem Polizisten auch ein ganz neuer Comedy-Charakter. Aus diesem Grunde ist heute schon eher der Polizist mein "Lieblings" - Alter Ego. Er muss im Gegensatz zum Kellner nicht sonderlich höflich sein, sondern versucht verzweifelt mit ernster Miene und vermeintlich autoritärer Ausstrahlung die Staatsgewalt zu verkörpern. Hauptkommissar Riemenschneider ist mit Leib und Seele Polizist und ahndet in der Öffentlichkeit jede noch so kleine Ordnungswidrigkeit mit äußerster Strenge! Die Passanten lachen also über eine Person, die im wahren Leben eigentlich eine gewisse Macht über sie hätte. Das macht mir ganz besonders viel Freude.
eventpeppers: Für welche Veranstaltungen eignen sich Ihre Auftritte besonders gut und haben Sie vielleicht auch besondere Programme für bestimmte Veranstaltungen im Angebot?
Der Comedykellner eignet sich für alle Anlässe, wo Menschen zum Feiern in einem Restaurant beisammen sind. Der Comedypolizist ist am besten für Stadtfeste als Fußstreife geeignet. Andere Figuren wie zum Beispiel der Hausmeister sind unter anderem ideal für Hausmessen oder Tage der offenen Tür in Unternehmen. Natürlich kann es auch Events geben, bei denen besondere Programme gefragt sind. Das sind zum Beispiel Gala-Veranstaltungen mit einem gehobenen Anspruch an das Unterhaltungsprogramm. Dann biete ich Shows an, bei denen befreundete Kleinkünstler beteiligt werden, um noch mehr Abwechslung bieten zu können. Auf diese Weise sind bereits in der Vergangenheit Dinnershows und abendfüllende Bühnenprogramme entstanden.
eventpeppers: Gibt es einen Auftritt, der für Sie immer unvergesslich bleiben wird? Und wenn ja, warum?
Seit 10 Jahren lebe ich als Künstler nun leidenschaftlich von der freiwilligen Selbstausbeutung.
Es gibt mehrere Auftritte, an die ich immer wieder gern zurückdenke, weil diese etwas Besonderes waren. Als Beispiel: Bei einer Benefiz-Veranstaltung durfte ich im GOP Varieté in Bad Oeynhausen mitwirken. In dem Kaiserpalais existiert die schönste Bühne und der schönste Zuschauerraum, den ich mir vorstellen kann. Ein großartiges Gefühl, dort vor 400 Menschen auf der Bühne zu stehen! Ein anderes Beispiel: Die Mitwirkung bei der Fernseh-Show "FUN CLUB" mit Ingo Appelt als Moderator. Ich hatte nur 30 Sekunden Zeit, um einen kurzen Showact zu präsentieren. Die Sendung wurde aufgezeichnet und nicht live ausgestrahlt. Also habe ich kurz mit Ingo Appelt hinter der Bühne gesprochen und ihm erklärt, dass die Stoppuhr erst laufen darf, wenn ich meine Requisiten in den Händen halte. Ingo hatte kein Problem damit, mit mir vor dem Live-Publikum einige Minuten zu improvisieren bis ich meine 30-Sekunden-Show zeigen konnte. Das hat Spaß gemacht! In der Fernseh-Sendung war dies später geschickt auf eine halbe Minute zusammengeschnitten.
eventpeppers: Zu guter Letzt: Was ist für Sie das Schönste an Ihrem Beruf?
Das Schönste an meinem Beruf ist, dass ich mein eigener Chef sein kann, dass ich meine Kreativität und meine verrückten Ideen ausleben kann und das viele Reisen und die vielen Begegnungen mit Menschen!