Interview mit Ilona Raasch

Geige habe ich mit sechs Jahren begonnen, mit 15 Jahren war ich dann Konzertmeisterin in zwei deutschen Orchestern. Neben einem Violinstudium an der Musikhochschule Hamburg, habe ich an einem Violin-Meisterkurs auf Schloss Festetics in Ungarn teilgenommen und Schauspielunterricht sowie Stepptanzunterricht genossen. Über Jahre hinweg habe ich in zahlreichen Filmen und in Werbung als Geigerin und Schauspielerin mitgewirkt. Zusätzlich machte ich für jeweils ein Jahr eine Weiterbildung in London und Wien und im Jahr 2015 tourte ich durch Taiwan. Die Tournee stand unter der Überschrift "Menschenrechte".

Ich trete als Solovioline, in verschiedenen Duos (Violine & Cello, Violine & Gesang, Violine & Klavier), im Streichtrio und im Streichquartett auf. Und im Duo "Violine & Stepptänzerin" - das ist ein ganz witziges Schmankerl eines kleinen, heiteren Auftrittes bzw. Wettstreites zwischen Violine und Stepptänzerin.
Für Hochzeiten werde ich oft Solo (auch Filmmusik-Raten), im Duo (mit Cello, Klavier oder Gesang), im Streichtrio oder Streichquartett gebucht, für Geburtstage eignen sich ebenfalls alle Varianten und bei Business Events ist neben meinen verschiedenen Duo-, Trio- und Quartettbesetzungen auch meine Soloshow mit E-Geige und Rock- und Popmusik als Playback immer sehr gefragt.
Allerdings ist wichtig zu wissen, dass wir immer versuchen, die Wünsche der Kunden zu erfüllen - das heißt wenn jemand eine Solovioline möchte, die zur Hochzeit auf dem Bug eines Dampfers steht, dann versuchen wir es zu realisieren. Wir haben auch viele Bräute, die einen "ganz speziellen Song" möchten, und das wollen wir natürlich gerne erfüllen. Möglich ist fast alles.

Das Anekdotenbuch ist schon sehr voll! (lacht) Wir hatten beispielsweise eine Buchung für unser Streichquartett zum Richtfest des "Deutsch-Japanischen Zentrums" in Hamburg. Dort sollte ein riesen Bürogebäude entstehen und unten in der extrem tiefen Baugrube waren Tische aufgebaut. Es waren viele wichtige Gäste und hochrangige Politiker anwesend und dort sollten auch wir spielen. Dies allein ist schon ungewöhnlich, aber dann begann es in Strömen zu regnen - und zwar lange! Die Baugrube begann sich mit Wasser zu füllen, und der Weg zur einzigen Treppe war abgeschnitten. Da wurde dann ein Baukran angeschmissen, der einen großen Korb trug. Dieser wurde zu uns herabgelassen und wir mussten alle in diesen Korb steigen, der übrigens leider keine Tür hatte. Wie unser 120 Kilogramm schwerer Cellist dort hineinkam, können Sie sich bildlich vorstellen. (lacht) Davon gibt es einige Geschichten!

Zunächst hatte ich als Kind natürlich klassischen Unterricht. Jedoch war ich durch meinen Vater beeinflusst, der professioneller Posaunist im NDR Sinfonieorchester war und auch Teil des James Last Orchesters. Somit kamen auch Swing und Jazz in mein Leben.
Nach meinem Studium entwickelte sich dann auch eine Affinität zu modernen Stücken, die ich gerne einüben wollte, weil ich sie selber super gerne mochte. Außerdem war der Wunsch der Kunden nach modernerer Musik enorm groß. Speziell auf Hochzeiten. So befasste ich mich durch die Kunden immer mehr mit Rock & Pop. Dann schenkte mein Mann mir eine E-Geige und somit konnte der Weg in die Rockmusik komplett beschritten werden.

Ja, ganz häufig kommt beides zum Einsatz! Grundlegend bieten wir passende Musik zu bestimmten "Tagesordnungspunkten" an. Zum Beispiel spielen wir bei einer Hochzeit oft Klassik in der Kirche, Unterhaltungsmusik zum Empfang und Rockmusik zur Party - das finden die meisten auch am schönsten. Wenn es nur "ein" Auftritt zum Empfang ist, dann beginnen wir meist mit Klassik und arbeiten uns Stück für Stück zur modernen Musik vor. Auch das wird viel gebucht.
Eine Mischung bzw. ein Durcheinander ist musikalisch nicht gut. Mozart und dann Rockmusik
passt von der Wellenlänge und vom Gefühl her nicht gut, das heißt das Gesamtpaket, das wir dann liefern, klänge unangenehm. Wir haben es aber häufiger, dass wir tatsächlich unser "volles Repertoire" ausschöpfen. Zu Beginn eines Events starten wir mit Klassik, etwas später am Nachmittag gibt es dann flottere Unterhaltung und Musicals, und abends dann nochmal das Highlight mit Rock & Pop.

Bei schneller Klassik ist das "Vivaldi - 4 Jahreszeiten (Sommer)", bei langsamer Klassik "Air" von Bach und das meistgewünschte moderne Stück ist "Fluch der Karibik".

Das Filmmusikraten ist tatsächlich ein totaler Stimmungsmacher! Ich biete dies bei Veranstaltungen mit bis ca. 50 Personen an. Dadurch, dass ich eine Melodie vorspiele, die einen Film im Kopf ablaufen lässt, liefere ich sozusagen mehr als Musik in dem Moment - und das lieben die Gäste.
Es funktioniert so: Ich spiele eine Filmmelodie an und wer es zuerst errät, darf sofort reinrufen.
Da kommt es dann zu extrem witzigen, heiteren Situationen, weil sich die Gäste z.B. natürlich gegenseitig ein kleines Spielchen liefern, im Wettstreit sind und herumblödeln, oder den falschen Film raten und andere Melodien singen, und und und. Die Stimmung, die dann unter den Gästen entsteht, ist unglaublich!

Das schönste Feedback, das ich netterweise schon mehrmals bekam, ist: "Als Sie den Raum betraten, ging die Sonne auf!" Das ist genau das, was ich den Menschen gerne geben möchte.

Ich kann den Menschen eine wunderbare, mit Leben erfüllte Zeit bescheren. Ich versuche auch zu vermitteln, dass sie diese Freude und Hoffnung, die sie mir nach dem Auftritt berichten, auch im harten Alltag für sich weiterleben können und diese Emotionen selbst weiter kreieren können.