Künstler der Woche
Interview mit Hertha Ottilie van Amsterdam
Hallo liebe Hertha, wie hast du zur Musik und zum Kabarett gefunden?
Ach, die Antwort ist ebenso einfach wie kurz: ich war für nichts anderes zu gebrauchen. Schon ganz früh hat sich herausgestellt, dass ich lieber Musik machte, malte und tanzte, als rechnete. Daran hat sich seitdem nichts mehr geändert. Während meine Lehrer in der Schule seit der ersten Klasse an mir verzweifelten, fanden mich die Lehrer in der Ballett- und Musikschule unfassbar toll. Das Talent wurde mir aber auch in die Wiege gelegt. Meine Mutter war klassische Gitarristin, mein Vater hatte eine Kunstgalerie und ein Café Chanson, wo jeden Abend tolle Künstler auftraten.
Ab wann wusstest du, dass dein Talent eine Bühne braucht?
Mit fünf spielte ich das erste Klarinettenkonzert in unserem Café Chanson. Begeisterte alte Damen stopften mich zum Dank mit Süßigkeiten voll. Im Ballett war ich der einzige Junge und wurde ebenfalls gehegt und gepflegt. Das Belohnungssystem funktioniert also. Mit 18 studierte ich dann Musik und Schauspiel und bin nun seit knapp 25 Jahren als selbständiger Künstler unterwegs.
Wie bereitest du dich auf deine Auftritte vor?
Vieles bei den Auftritten ist im Laufe der Jahre natürlich professionelle Routine geworden. Das beginnt mit einem guten Gespräch mit dem Veranstalter im Vorfeld. Das Klären der Gegebenheiten vor Ort und die eigentliche (technische) Auftrittsplanung. Bei Moderations- und Präsentationsauftritten beschäftigen wir uns natürlich intensiv mit dem Produkt und den Menschen dahinter. Für die Show-Auftritte ist die Routine etwas einfacher. Meist singe ich mich während der Fahrt im Auto ein, schminke mich vor Ort (oft in unserer fahrenden Backstage), während meine liebreizende Gattin die Technik aufbaut - dann startet die Show. Die tägliche Arbeit zuhause ist natürlich noch etwas umfangreicher. Texte schreiben, Songs ausprobieren, Kostüme nähen, Perücken machen, etc.
Gibt es einen Auftritt, der dir unvergessen bleibt?
Viele und jeder auf eine andere Art. Erst neulich wurde ich nach neun Jahren wieder durch einen ehemaligen Veranstalter gebucht. Eigentlich hatte ich den damaligen Auftritt vergessen, aber vor Ort war klar, dass das Publikum mich nicht vergessen hatte. Ich konnte mich sogar plötzlich an den "Freiwilligen" erinnern. Es ist echt schön, wenn man in so einem gemachten "Nest" spielen kann. Traumhaft sind auch die Shows, bei denen das Publikum von Anfang an so richtig mitmacht. Absolut in die unauslöschbaren Erinnerung geht ein Auftritt von vor zwei Wochen, an dem ich tatsächlich 400€ Trinkgeld bekam. Und das war kein Auftritt in einer Luxuslocation - sondern in einer Kleingartenkolonie. Die Veranstalterin war einfach wahnsinnig glücklich und dankbar. Das habe ich noch nie erlebt!
Welche Location muss Hertha Ottilie van Amsterdam noch unbedingt live erleben?
Eine echte Krönung meiner Karriere wäre natürlich noch ein Auftritt im Moulin Rouge. Träumen darf man ja. Einen Traum allerdings habe ich mir erfüllt: seit zwei Jahren habe ich mit dem "NostalChique" ein eigenes, waschechtes Kabaretttheater. Stilecht in einem wunderschönen Zirkuswagen und mit Platz für 36 Gäste. Für mich ist mein Theater die schönste Location der Welt und vor allem mobil!