Künstler der Woche
Interview mit Gloria Diamond Travestie
Hallo Gloria! Wie hast du deine Liebe zur Travestie entdeckt?
Ich glaube, die Travestie hat mich gefunden! Angefangen hat es bei einer Besprechung für eine Party unter dem Motto "man soll so angezogen kommen, wie man abends nie ausgehen würde". Schnell war meinen Freunden, Kollegen und einer katholischen Nonne klar: ich muss als Frau kommen, in einem Kleid, mit einem Schlitz bis zum Schenkel hoch und roten Strümpfen. Die Party war ein Riesenerfolg und hier kam es tatsächlich schon zur ersten Buchung. Eine Arbeitskollegin, die großer Mary und Gordy Fan war, fragte an, ob ich nicht auf ihrer Geburtstagsparty Lieder von den zwei singen könnte. Vor 31 Jahren war alles nicht so einfach wie heute - Cocktailkleider wurden abgeändert, mit Pailletten bestickt und Kleider selbst genäht. Auf jeden Fall kam nach meinem Auftritt die Gastgeberin auf mich zu und überreichte mir einen Hut mit 100 DM - eine kleine Spende der Gäste für meine Ausgaben. Da ich bereits Theatererfahrungen hatte, beschloss ich, das Ganze größer aufzuziehen und produzierte mit Freunden meine eigene Show. In den ersten Shows wurde noch wenig live gesungen, das meiste war Vollplayback. Heute ist es gerade anders herum. Bei Parodien eignet sich aber weiterhin Playback, so wie in der neuen Show "Reeperbahn - die wohlgeformte Stripperin".
Wie viele Charaktere parodierst du in deinen Shows?
Zum einen die Hauptfigur Gloria! Dann kommt es auch auf die Show an, die ich spiele. Es wird immer eine Bühnenversion produziert von 180 Minuten, aus der ich dann Teile nehme und spiele. Hierbei wird im Vorfeld mit dem Gastgeber besprochen, für welchen Anlass ich gebucht werde. Aktuell probe ich für meine neue Show „Reeperbahn“. Diese hat, dank einer Buchung über eventpeppers, an Silvester Premiere. Hier werden Klassiker gesungen und natürlich wird es, wie es für die Reeperbahn gehört, auch schlüpfrig. Es bleibt aber immer stilvoll, wie die wohlgeformte Stripperin, oder die Frau, die ihren Körper nicht mehr verkaufen möchte und an ihrem Fenster auf der Reeperbahn singt, doch heute zum letzten Mal.
Wie viele Kostümwechsel sind hier nötigt?
Es kommt immer darauf an, wie die Show aufgebaut ist und wie lange ich gebucht werde. Ausschlaggebend ist auch, wie die Räumlichkeiten sind, ob ich eine Garderobe habe und wie weit diese von der Bühne entfernt ist. Nach Absprache nehmen wir einfach ein Teil vom Bühnenbild mit oder machen den Kostümwechsel direkt vor dem Publikum. Die Travestie verknüpft viele verschiedene Kunstformen. Das macht auch die perfekte Show aus. Kostüme werden selbst entworfen oder genäht, aufwendige Kostüme mit Federn und Lichtern gebaut, um dann in unter einer Minute einen Kostümwechsel zu machen. Dies nennt sich Quickchange, die Schnelligkeit, ein Kleidungstück zu wechseln. In einer Show können das bis zu 20 Stück sein.
Wie kommt das beim Publikum an?
Travestie hatte schon sehr viele Höhen und Tiefen. So gab es eine Zeit, in der hatte ich das Gefühl, das Publikum ist übersättigt. Travestie heißt auch immer Veränderung. Ein Sänger kann 20 Jahre die gleichen Lieder singen und es gibt Menschen, die immer wieder auf das Konzert gehen. Travestie-Künstler müssen ständig etwas Neues bringen, sonst heißt es schnell: "Ach, das kenne ich schon". Ich habe das Glück, eine gute Liederwahl zu haben und schaffe es auch, Rocker für Schlager zu begeistern. In der Travestie ist alles möglich, von Rock, Musical bis Schlager. Natürlich gibt es Menschen, die mit Travestie nichts anfangen können und das ist für mich auch völlig legitim. Kein Künstler kann von allen toll gefunden werden. Der Erfolg für mich ist, wenn Besucher oder Gäste kommen, am Besten das erste Mal und am Ende völlig begeistert sind. Bereits in der Opening-Nummer scanne ich das Publikum und versuche herauszufinden, wen ich in die Show einbinden beziehungsweise links liegen lassen kann. Hier ist auch die Körpersprache der Besucher hilfreich. Es gibt „Kollegen“, die bauen ihr Programm auf der Unsicherheit der Gäste auf, nicht so in meiner Show. Sind meine Gäste offen und bereit, bin ich es auch und beziehe sie in die Shows mit ein. Meine Shows leben von der Interaktion mit den Gästen.
Gibt es einen Auftritt, der dir ganz besonders in Erinnerung geblieben ist?
Oh, Gott sei Dank sehr viele. Fast jeder Aufritt war ein lustiges, großartiges Erlebnis. Aber es gibt auch Veranstalter, die lassen dich fünf Stunden mit einer Flasche Wasser in der Garderobe bis zum Auftritt sitzen. Dies ist mir nur einmal passiert!
Wie bereitest du dich auf einen Auftritt vor?
Die Planung beginnt eigentlich ab dem Tag der Buchung. Hier werden schon die Einzelheiten mit dem Veranstalter besprochen. Dann wird die Show auf Papier gebracht, gleichzeitig werden die Kostüme ausgesucht und auf die Veranstaltung angepasst. So gibt es für eine Zeltveranstaltung meine Lila Schwarzwaldtracht oder ein Kuhkostüm. Die Lieder werden dann eine Woche vor dem Auftritt nochmal intensiv geprobt. Je nach Entfernung und Möglichkeiten schminke ich mich zuhause oder vor Ort. Optimal ist, wenn ich am Veranstaltungsort noch einen Soundcheck machen kann. Nach der Show ist vor der Show und Kostüme müssen gereinigt oder repariert werden. Hier bin ich sehr dankbar, das mein Partner hinter mir steht und mich unterstützt und sich um meine Perücken und mehr kümmert.