Künstler der Woche
Interview mit Frollein Julia
eventpeppers: Liebe Julia, wann und wie kamen Sie zur Musik? Wollten Sie schon immer auf die Bühne?
Für mich stand seit meiner frühen Kindheit fest, dass ich Musik machen will. Wir hatten zu Hause ein Klavier, auf dem ich mir meine ersten Lieder selber beigebracht habe. Mit Eintritt in die Grundschule bekam ich dann auch Unterricht, dann folgte der Kinderchor und wenig später mein erstes Engagement in einer Produktion an der Wiener Volksoper. Als Teenager hatte ich meine erste Band, in der ich gesungen, Klavier und Bass gespielt habe und für die ich auch viel geschrieben habe. In meiner Schulzeit hatte ich auch meine ersten professionellen Engagements für verschiedene Studioproduktionen. Danach kam außer einem Musikstudium für mich nichts in Frage. Musik hat in meinem Leben immer die größte Rolle gespielt.
eventpeppers: Wie kamen Sie auf die Idee für Ihr "Betreutes Singen" und was darf man sich darunter vorstellen?
Als beispielsweise einmal bei "All You Need Is Love" das Bläserfill im Refrain zweistimmig mitgesungen wurde, war ich wirklich baff!
Das "Betreute Singen" wurde in der Kneipe "Heimathirsch" in Köln Nippes geboren, auf Anregung des Inhabers William Blask. Ein Abend "Betreutes Singen" läuft so ab, dass ich auf der Bühne singe und mich mit Klavier oder Akkordeon begleite. Dazu haben wir eine Leinwand, auf die die Liedertexte projiziert werden, sodass das Publikum mitsingen kann. Das Repertoire stimme ich auf den Anlass ab oder es gibt ein bestimmtes Thema. Wir hatten bereits einen Beatles-Abend, Neue Deutsche Welle, 80er-Jahre, Schlager, Brit-Pop, italienische Mitsingkonzerte und einiges mehr. Das "Betreute Singen" hat einen ganz anderen Rahmen als ein "normales" Konzert. Der Fokus verschiebt sich, das Publikum ist in das Geschehen miteingebunden. Der Gemeinschaftsaspekt steht im Vordergrund.
eventpeppers: Was ist für Sie als Künstlerin das Reizvolle an diesem Konzept?
Für mich als Musikerin ist dieses Konzept aus zwei Gründen sehr passend: Zum einen ist die Stimmung immer wieder magisch, wenn viele Menschen in einer zwanglosen Atmosphäre gemeinsam singen. Es ist unglaublich, welche Energie dabei entsteht. An den Rückmeldungen der Leute kann ich erkennen, dass diese Veranstaltungen außerdem dazu beitragen, auch den größten Gesangsverweigerer aus der Reserve zu locken. Zum anderen beschäftige ich mich gerne mit den verschiedensten Musikrichtungen. Ich habe Spaß daran, unterschiedliches Repertoire mit wenigen Mitteln und auf meine Art umzusetzen. Beim "Betreuten Singen" bin ich immer wieder neu herausgefordert und kann experimentieren.
eventpeppers: Für welche Veranstaltungsarten ist das Konzept geeignet bzw. wo sind Sie damit schon aufgetreten?
Durch die große Flexibilität dieses Konzeptes ist es im Prinzip für fast jede Veranstaltung denkbar. Bisher bin ich bei Firmen- und Privatfeiern aufgetreten und habe auch einige Gastauftritte in Comedy Shows gemacht. Die Kombination aus Comedy und gemeinsamen Singen funktioniert sehr gut. Ein anderes Highlight war ein Weihnachtskonzert im italienischen Kulturinstitut in Köln. Die Italienischdozenten des Institutes haben mir bei der Liederauswahl unter die Arme gegriffen und die Liedertexte mit ihren Kursteilnehmern im Vorfeld erarbeitet. So konnten wir wunderschön gemeinsam singen. Das gleiche Programm durfte ich dann nochmal am Weihnachtsmarkt am Kölner Dom spielen, im Rahmen der Städtepartnerschaft Köln-Turin. Außerdem gibt es nach wie vor einen öffentlichen, monatlichen Termin im "Heimathirsch" in Köln Nippes.
eventpeppers: Gab es während Ihrer Mitsingabende den ein oder anderen beeindruckenden oder anderweitig besonderen Moment, der Ihnen in Erinnerung geblieben ist? Können Sie uns ein bisschen davon erzählen?
Ich bin oft davon überrascht, auf wie kreative Weise die MitsängerInnen die Lieder mitgestalten. Ohne Anweisung singen sie mehrstimmig oder ergänzen instrumentale Fills oder Soli, die sie aus den Originalen vom Hören kennen. Dabei entstehen immer wieder ganz tolle Versionen der Lieder. Als beispielsweise einmal bei "All You Need Is Love" das Bläserfill im Refrain zweistimmig mitgesungen wurde, war ich wirklich baff!
eventpeppers: Was macht Karaoke- und Mitsingabende Ihrer Meinung nach seit Jahrzehnten so beliebt? Warum sollte Karaoke auf keiner guten Party fehlen?
Von Firmen habe ich gehört, dass es spannend ist mit seinen KollegInnen zu singen, weil man einander von einer ganz neuen Seite kennenlernt. Gemeinsam zu singen schweißt zusammen!
Ich denke, dass Singen etwas ist, was im Menschen sehr tief verankert ist. Unsere Stimme ist unser angeborenes Instrument, unser Ausdrucksmittel. Die Menschen haben immer gesungen - es gab nie eine Zeit, in der Menschen nicht gesungen haben, weil es gerade nicht in Mode war oder dergleichen. Sowas gibt es nicht. Singen gehört zum Menschsein einfach dazu und ist nicht denen vorbehalten, die es besonders gut können oder besonders talentiert sind. Vielen ist es in ihrer Kindheit abtrainiert oder verleidet worden. Das "Betreute Singen" und andere Veranstaltungen in dieser Art können vielleicht dazu beitragen, die Lust am Singen wiederzuerwecken. Karaoke-Singen hat im Grunde den gleichen Effekt. Dazu kommt noch, dass man beim Karaoke-Singen etwas tun kann, wozu man im Alltag keine Gelegenheit hat: Auf einer Bühne stehen, in ein Mikrofon singen - wer möchte das nicht gerne einmal selber ausprobieren?
eventpeppers: Haben Sie Tipps für Anfänger oder Menschen, die sich nicht so richtig trauen in der Öffentlichkeit zu singen? Gibt es beispielsweise einfachere Lieder, die jeder ganz gut hinkriegt?
Aus meiner Arbeit als Gesangspädagogin weiß ich, dass man für jeden Menschen Lieder finden kann, die ihm oder ihr besonders leicht fallen. Das ist individuell aber sehr unterschiedlich und hängt von mehreren Faktoren ab, wie Stimmlage, -farbe und anderen. Hier gilt: Ausprobieren! Das "Betreute Singen" ist ein guter Ort dazu. Wenn man wirklich sehr schüchtern ist, kann man sich erstmal in der Gruppe "verstecken" und muss auch gar nicht mitsingen, wenn man das nicht möchte. Ich prophezeie aber, dass Sie das höchstens zwei bis drei Lieder durchhalten werden. Karaoke-Singen ist vielleicht nicht für jeden blutigen Anfänger das Richtige, denn es kann für manchen ein großer Druck entstehen.
eventpeppers: Wie ist das Feedback von Ihren Gästen nach den Mitsingabenden?
Eine Dame sagte mir einmal, dass sie nach den Mitsingabenden immer singend nach Hause geht und diese Welle auch noch in den darauffolgenden Tagen anhält und ihre Stimmung verbessert. Viele sagen auch, dass sie den Rahmen genießen. Wenn man singen möchte, wird man mit den Texten versorgt und kann sofort loslegen. Wenn man das Lied nicht kennt oder gerade nicht will, macht man eben Pause und hört den anderen und mir zu. Von Firmen habe ich gehört, dass es spannend ist mit seinen KollegInnen zu singen, weil man einander von einer ganz neuen Seite kennenlernt. Gemeinsam zu singen schweißt zusammen!
eventpeppers: Zu guter Letzt: Was ist für Sie das Schönste an Ihrem Beruf?
Für mich ist das Schönste daran, dass ich meiner Berufung folgen darf.