Künstler der Woche

Interview mit Fleur

©Darlins Lopez - Useone International

Fleur lebt als Sängerin ihren Traum. Begonnen in diversen Kinderchören ist sie heute in verschiedenen Besetzungen aktiv und tritt auch als Traurednerin auf. Doch auf ihrem Weg gab es auch Gegenwehr und Zweifel. Wie sie damit umging und warum gerade die Kritik sie weiterbrachte, verrät unsere Künstlerin der Woche im Interview.

Hallo Fleur. Wie geht es dir?
Prima, danke. Ich konnte die letzten Tage sehr gut an der polnischen Ostsee auftanken und das war auch bitter nötig. Es ist nach zwei Jahren „Kultur-Stillstand“ einfach alles zusammen gekommen und das war schon ziemlich krass, vor allem aber im positiven Sinne: die vielen wunderschönen Hochzeiten, mein Debüt als Traurednerin, die vielen Gigs auf Partys und Firmenevents dieses Jahr - alle hatten in 2022 einfach Nachholbedarf. Meine kleine Tochter hält mich auch noch fleißig auf Trab und so wird es eben nie langweilig. Diese Kombination hat mich dieses Jahr sehr gefordert. Davon erhole ich mich immer noch ein wenig. Da ich aber meinen Beruf sehr liebe und er sich meist nicht wie Arbeit anfühlt, tüftele ich natürlich schon wieder an neuen Gigs, Songs und Reden für das kommende Jahr.
Du bist schon früh mit der Musik verbunden – was waren deine ersten Kontaktpunkte?
Meine niederländische Oma erzählt noch heute davon, wie ich schon im Kleinkindalter im Kinderwagen gesungen hätte. Mit fünf Jahren wurde ich nach den Umzug von den Niederlanden nach Deutschland direkt in den Kinderchor geschickt und sang von dort an in Chören. Auch meine Chorleiterin erkannte früh, dass ich mehr gefördert werden müsste und so habe ich auch viel ausprobiert, von Klassik über Musical bis Pop und Rock. Bei Letzterem bin ich dann voll hängen geblieben. Ich durfte als Kind und Teenager wirklich so ziemlich alles ausprobieren, habe viele Hobbys angefangen und wieder aufgehört, aber nie das Singen. Das war von Geburt an einfach mein Herzensding.
Zu Beginn als Musikerin hast du verschiedene Ausbildungen absolviert und konntest reichlich Erfahrungen sammeln – welcher Moment war für deinen Weg besonders entscheidend?
Ich habe 2018 eine Kurzausbildung zur Pop-Rock Sängerin absolviert sowie von 2009 bis 2012 eine dreijährige Ausbildung zur Pop-Rock-Jazz-Berufsmusikerin. Wichtige Momente waren Zusprüche von Coaches und auch Niederlagen. Da gab es nicht nur einen Moment, oh nein. Negativ behaftete Sprüche aus meinen Anfängen von: „Du singst toll, aber bei der Performance sollten wir den Vorhang zu lassen“, oder auch: „Merken Sie denn eigentlich garnicht, dass bei Ihrer Musik niemand tanzt?“, oder: „Ich finde, die Rockmusik steht dir nicht“, bis zu: „Du siehst toll aus und kannst gut mit alten Leuten, mach’ doch Schlager!“... Ehm sorry, aber diesen Menschen wollte ich das Gegenteil beweisen. Ich bin eine sensible Frau und natürlich prallte das nie an mir ab. Aber ich bin immer wieder aufgestanden und dachte mir dann: „Euch zeig ich’s!“. Da musste ich einfach durch, um besser zu werden. Mehr als 10 Jahre später wollen mich viele Menschen gerne singen hören, eben weil ihnen meine Performance gefällt, ich als Pop-Rockröhre und nicht als Schlagersängerin auftrete und ich auch viel an mir gearbeitet habe und einfach einen professionellen, geilen Job mache.
Dann hast du aber bestimmt auch mal gezweifelt?
Aber Hallo! Wer zweifelt nicht mal? Vor allem in meinen Anfängen mit Anfang/Mitte 20 gab es immer wieder Zweifel, eben auch durch Menschen, die einen ausbremsen wollten. Ich hatte nicht die Reife und Erfahrung, aus der ich heute schöpfen darf. Die Musikbranche ist nicht immer einfach und man muss auch hier und da einfach Glück haben. Es flogen anfänglich natürlich auch nicht die Auftritte vom Himmel und ich musste mir alles hart erarbeiten. Weil ich dran geblieben bin, alles Mögliche gemacht und ausprobiert und mich gut vernetzt habe, muss ich mir heute um meine beruflichen Wege zum Glück keine Sorgen machen. Ein tolles Gefühl. Dafür bin ich sehr, sehr dankbar!
Du hast schon in verschiedensten Besetzungen gesungen – was macht am meisten Spaß?
Puh, eigentlich hat alles Spaß gemacht und war von dieser musikalischen Reise ein wichtiger Teil meiner Entwicklung. Von Klassik bis Hardrock war bisher so Einiges dabei! Ich liebe die lauten wie auch die sanften Töne. Mit meiner Alternative Rockband „Compulsive Gambling“ durfte ich eigene Rockmusik spielen, jedes Jahr touren und zwei Alben produzieren. Vor allem die jährliche Tour in Deutschland und den Niederlanden war ein ziemlich cooler, nervenaufreibender, lustiger und anstrengender Rock ’n' Roll-Lifestyle und einfach einmalig. Mit meinem erfolgreichen Ensemble „Engelsgleich“ durfte ich meine Anfänge in der Hochzeitsbranche erleben. Mit den Mädels ist jeder Auftritt und schon die Anreise Klassenfahrt-Feeling pur. Die vielen Cover-Partybands haben mir gezeigt, dass ich es liebe, mit Menschen auf der Bühne zu rocken und mit dem Publikum zu interagieren. Und die Auftritte mit vielen DJ’s bei „AIDA Cruises“ haben mir gezeigt, dass es definitiv schwerer ist, solistisch mit Instrumentalversionen aufzutreten als mit einer Band, aber dass ich es auch da schaffe, die Menschen mitzureißen. Heute arbeite ich immer mal wieder in verschiedenen Bandformationen als auch solistisch und habe meine Freude in beidem gefunden und liebe die Abwechslung in meinem Beruf.
Du bist nicht nur Sängerin, sondern auch Traurednerin - wie kam es zu dieser Kombination?
Zwei Musikerkollegen haben unabhängig voneinander nach einer freien Trauung, für die wir die musikalische Begleitung gespielt haben, gefragt, wann ich „denn nun auch endlich mal als freie Traurednerin starten würde?“. Das erschien mir anfänglich so absurd, denn in meinem Kopf war verankert: Ja, singen kann ich. Aber Reden schwingen vor Menschen - oh nein, davon lasse ich mal lieber die Finger. Das ging ja schon bei den Referaten in der Schule nicht gut. Diese Gedanken liegen nun schon ein paar Jahre zurück. Kurz darauf folgten zwei lehrreiche Einsätze auf einem Kreuzfahrtschiff, wo ich quasi plötzlich „gezwungen“ wurde, viel zu moderieren, Gäste wie auch Künstler zu interviewen und in meine Shows einzubinden. Das alles immer in Kombination mit Musik. Der letzte Push kam von meiner besten Freundin, die mich dort auf der Bühne sah und sich sicher war, dass ich das sehr gut machen würde. Heute weiß ich, dass ich mit den Traureden, immer vereint mit Gesang, eine tolle emotionale Mischung erzeugen kann und meine Stärken und Talente vereinen darf.
Worauf freust du dich derzeit besonders?
Besonders freue ich mich auf meine achtwöchige Reise mit Mann und Kind Anfang des neuen Jahres - das wird spannend. Ich werde in Thailand auf Koh Phanghan, meiner Lieblingsinsel, zwei tolle Dinge vereinen: Reisen und Arbeiten unter Palmen. In der Sonne schreiben sich die Reden bestimmt noch besser. Vielleicht kommen auch wieder neue Ideen für Songs und Schandtaten ;). Stay tuned!
Du kannst nur noch einen Song singen - welchen wählst du?

2 Fotos

©AIDA Cruises
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