Künstler der Woche
Interview mit Elena Handel
Mit dem Wort "Sand" verbindet man wohl primär Sonne, Strand und Meer. Wie kommt man denn darauf, daraus Kunstwerke zu machen?
Sandmalerei ist eine alte und gleichzeitig eine junge Kunst. Die Urvölker unseres Planeten, wie Navajo - Schamanen und Aborigines haben vor vielen tausend Jahren die Sandmalerei in der Heilzeremonie angewandt. Sie haben daran geglaubt, dass in dem Sand eine große Kraft liegt, die zur Selbstentfaltung und Selbsterkenntnis führt. Im Jahr 1969 hat eine amerikanisch – kanadische Animatorin - Carolin Leaf - ihren Debütfilm „Sand or Peter and the Wolf“ als Sandanimation veröffentlicht. Im Jahr 2011 habe ich die Sandmalerei für mich entdeckt. Es gab eine Supertalentshow in der Ukraine und ich war sehr beeindruckt von der wunderbaren Sandkünstlerin Ksenya Simonova. Ich habe mich sofort in diese Technik verliebt. Das wollte ich auch können! Es war die perfekte Tätigkeit, um meinen Ideen freien Lauf zu lassen und eigene Themen einzubringen. Wenn ich den Sand zum Leben erwecke, sind meiner Phantasie keine Grenzen gesetzt.
Haben Sie schon als Kind kunstvolle Sandburgen gebaut oder hat sich Ihr Talent erst später gezeigt?
Ja, ich habe als Kind viel Zeit im Sandkasten verbracht und Sandburgen gebaut. Schon in der Schulzeit entdeckte ich meine Begeisterung für Kunst. Mitschüler und Freunde kauften mir bereits damals Bilder ab, die im Kunstunterricht entstanden waren. Einige Bilder habe ich an meine Lieblingslehrer verschenkt. Ich belegte Kunst als Leistungsfach und wirkte an verschiedenen Projekten mit. Heute habe ich großes Glück, die Liebe zur Kunst mit dem Sand zu verbinden.
Wie wird man Sandmalerin? Lehrgänge wird es dafür wohl kaum geben, oder?
"In der Sandmalerei arbeite ich viel mit Symbolen - diese Kunstart ist für die Menschen aller Nationalitäten verständlich."
Es gibt keine Lehrgänge und auch keine Bücher, die die Sandmalerei – Kunst lehren. Man braucht für die Sandmalerei viel Phantasie. Phantasie ist die wichtigste Voraussetzung! Als ich die Sandmalerei entdeckte, war ich sofort fasziniert von dieser neuen, künstlerischen Ausdrucksform. Ehrgeizig startete ich erste Versuche, ließ mir einen Sandtisch bauen, testete unterschiedliche Sandsorten und entwickelte meine Fähigkeiten aufgrund der hohen Motivation und Begeisterung schnell weiter. Viel Zeit habe ich investiert, um die Sandbilder zu entwerfen, die fließende Übergänge zwischen den Szenen zu erstellen, Emotionen und Bewegung in die Sandbilder zu übertragen. Ich erzähle gerne Geschichten, die das Herz berühren. Damit die Geschichte den Zuschauer in ihren Bann zieht und ihn in eine bezaubernde Welt eintauchen lässt, muss ich im Vorfeld hart arbeiten. Ich arbeite an einem Sandfilm, der ca.15 Minuten dauert bis zu 40 Stunden. Jede freie Minute verbringe ich an meinem Sandtisch und komponiere neue Sandfilme. Mich macht das glücklich!
Braucht man dafür speziellen Sand oder tut's auch der aus dem Baumarkt?
Jeder Künstler verwendet eigenen Sand. Es gibt keine fertige Anleitung dazu. Ich verwende sowohl Wüsten-, als auch Quarzsand. Für einen Live – Auftritt nehme ich den Sand mit einer bestimmten Körnung, die ich mit Hilfe eines Analysesiebes für mich bestimme. Der Sand soll nicht zu fein sein, damit ich die Fläche währen des Auftrittes mit einer schnellen Bewegung frei machen kann und der Sand soll keinen Staub hinterlassen. Wenn ich aber ein Sandmalerei – Video produziere, so kann ich mit feiner Sandkörnung arbeiten, um die Details und Konturen besser darzustellen. Ich musste lange experimentieren, um die perfekte Mischung aus mehreren Sandarten zu erhalten.
Wie lange brauchen Sie für ein Bild?
Das ist immer unterschiedlich. Für die Porträts 2 – 4 Stunden. Für unkompliziertere Bilder 3 Minuten. Bei dem Live – Auftritt kommt es auf die fließenden Übergänge zwischen den Szenen an (Transformation). Alles soll schnell sein, denn die ganze Geschichte wird in nur 15 Minuten mit Sand und Hand erzählt. In der Sandmalerei arbeite ich viel mit Symbolen wie z. B. Herz - Liebe, Taube – Frieden, Baum – Leben. Diese Kunstart ist für die Menschen aller Nationalitäten verständlich.
Ihr "eigentlicher" Beruf ist biologisch-technische Assistentin. Können Sie beim Sandmalen die kreative Ader ausleben, die im Beruf etwas zu kurz kommt?
"Die Sandmalerei ist ein kreatives Mittel zum aktiven Stressabbau, es aktiviert die Sinne."
Ich arbeite Teilzeit in der Kinderkrebsforschung im Labor an der Uniklinikum Münster. Der Beruf ist auch sehr interessant. Aber um 100% im Leben glücklich zu sein, brauche ich Zeit für meine kreative Tätigkeit. Ich habe sogar Wege gefunden, wie man diese zwei Tätigkeiten miteinander verbinden kann. Im Moment arbeite ich an einer Sandgeschichte für ein 13 - jähriges Mädchen, das an Leukämie erkrankt ist und in der Uniklinikum Münster behandelt wird. Das Mädchen kam vor zwei Monaten nach Deutschland, weil in Russland keine Möglichkeit bestand, die Krankheit zu heilen. Die Familie des Mädchens hat das Haus verkauft, um der Tochter zu helfen, doch das Geld hat nicht gereicht und die Familie ist auf die Spendengelder angewiesen. Der Sandfilm über das Mädchen soll helfen, mithilfe von Spendengeldern ihr Leben zu retten. So kann ich nicht nur im Labor der Krebsheilung beitragen, sondern auch mit meinem Sand. Im Februar werde ich auch an der Uniklinikum Münster für kranke Kinder ein Märchen im Sand präsentieren (selbstverständlich kostenlos).
Wenn Sie am Strand liegen - ist dann Faulenzen angesagt oder werden Ihre Hände vom Sand magisch angezogen?
Wenn ich am Strand liege, spielen meine Hände mit dem Sand! :) Die Motive und Szenen entstehen von selbst im Kopf. Die Sandmalerei ist ein kreatives Mittel zum aktiven Stressabbau, denn es aktiviert die Sinne. Ich spüre die feinen Sandkörner in den Händen und beobachte, wie im Sand harmonische Muster oder Bilderwelten entstehen. Mit dem Sand kann ich mich nicht nur am Strand entspannen. Sandmalerei ist meine große Leidenschaft. Ich erzähle einfach gern Geschichten mit Sand. Auch Ihre: