Künstler der Woche
Interview mit der Living Doll Company
Hallo Berit und Alexander. Wie geht es euch gerade?
Nach einer bewegten Sommer/Herbst-Saison mit vielen spannenden Auftritten hat uns die vierte Coronawelle beruflich gerade wieder etwas ausgebremst. Wir bleiben optimistisch und freuen uns auf's Frühjahr.
Die offensichtlichste Frage gleich zu Beginn – wie kamt ihr auf die Idee Statuen, Fensterpuppen und Co. zu verkörpern?
Alexander: Mich haben die Statuen auf den Ramblas in Barcelona fasziniert. Mein Ehrgeiz, ebenso gut zu werden, war geweckt.
Berit: Für mich war die Performance als Living Doll in Berlin die perfekte Möglichkeit zu lernen, mit dem Publikum zu spielen, Lampenfieber zu überwinden und nebenbei meine Pantomime-Ausbildung zu finanzieren.
Berit: Für mich war die Performance als Living Doll in Berlin die perfekte Möglichkeit zu lernen, mit dem Publikum zu spielen, Lampenfieber zu überwinden und nebenbei meine Pantomime-Ausbildung zu finanzieren.
Wenn ich das richtig verstehe, dann bewegt ihr euch gar nicht. Wie schafft man es über einen längeren Zeitraum komplett regungslos zu bleiben? Und blinzelt ihr?
Üben, üben, üben. Und ja: wir blinzeln, aber schööööön langsam. Sonst gibt's irgendwann rote Augen und unangenehmen Tränenfluss.
Und was ist, wenn die Nase juckt?
Das vergeht. Alles eine Frage der Konzentration.
Mit Statuen und Schaufensterpuppen verbindet euch nicht nur die absolute Regungslosigkeit, sondern auch das Aussehen. Speziell zu den Statuen: wie gelingt ein so realistisches Bodypainting und wie lange dauert es, bis ihr vor Leute treten könnt?
Bei den lebenden Steinstatuen arbeiten wir mit zwei der deutschlandweit besten Airbrushkünstler*innen zusammen. Um eine perfekte Steinoptik zu erzeugen, braucht es mindestens ein bis zwei Stunden. Schneller geht es, wenn wir eine historische Figur verkörpern: Hier müssen wir nur ins Kostüm schlüpfen und das Gesicht entsprechend schminken.
Wofür werdet ihr vor allem gebucht und was macht eure Show aus?
Wir werden für Messen, Galas, Preisverleihungen, Open Air Events, Firmenfeiern, aber auch für TV und Werbung gebucht. Unser Anspruch ist es, nicht nur „stillzustehen“, sondern unsere Acts durch nonverbale Interaktion mit dem Publikum, spannende Choreographien und massgeschneiderte Performances einzigartig zu machen. Teilweise werden unsere Requisiten, Perücken und Kostüme eigens für bestimmte Anfragen gefertigt, zum Beispiel wenn es darum geht, eine historische oder Filmfigur detailgetreu zu verkörpern.
Eine Frage, die niemand gerne beantwortet, die wir aber immer zu gerne stellen - ist bei einem Auftritt auch mal etwas schief gelaufen?
Ungeübte Living Dolls vergessen gern mal, dass man trotz Bewegungslosigkeit normal weiteratmen sollte. Einmal waren wir bei einem Konzert gebucht. Aufgabe: Im Gold-Look als römische Statuen in Habacht-Stellung auf den meterhohen Lautsprecher-Boxen direkt neben der Bühne posieren. Das ganze während der Show eines Flamenco-Ensembles. Aufregung, Höhenluft und der ohrenbetäubende Sound von Kastagnetten, stampfenden Füßen und Musik forderten ihren Tribut: Einer der „neuen“ Dolls wurde schlecht. Leider waren weder eine Pause noch die mobile Treppe in Sicht. Die Performerin fand eine kreative Lösung, indem sie sich - in extremer Slowmotion - in eine halb liegende, halb sitzende Römerin verwandelte, bis ihr Blutdruck sich wieder normalisiert hatte. Das Publikum hat sich vermutlich kurz gewundert.
Kurz vor Schluss - welcher Auftritt ist euch besonders in Erinnerung geblieben?
Berit: Wegen des ungewöhnlichen Auftrittsambientes (tolle Sets, Dekorationen, Beleuchtung usw.): Unsere Shows für Hermès, Bucherer, Juwelier Stoess , adidas und - inzwischen schon zum dritten mal - für das Deutsche Historische Museum in Berlin.
Alexander: Alle Auftritte in Museen, wo es besonders reizvoll ist, als menschliche Statue zwischen „echten“ Statuen zu agieren.
Alexander: Alle Auftritte in Museen, wo es besonders reizvoll ist, als menschliche Statue zwischen „echten“ Statuen zu agieren.
Zum Schluss: Wie sieht ein Auftritt bei euch aus?