Künstler der Woche

Interview mit den Samels

Künstler der Woche: Die Samels

Egal ob bellend, zischend, oder plappernd - die Tiere der Samels finden immer den Weg ins Herz der Zuschauer! Was die Arbeit mit Tieren so besonders macht und wie so ein Kunststück eingeübt wird, verraten unsere Künstler der Woche im Interview!

Hallo zusammen. Was hat euch zur Tierdressur gebracht?
Meine Eltern haben mir die Liebe zu Tieren in die Wiege gelegt. Aufgrund der zahlreichen Gastspiele meiner berühmten Eltern im Ausland habe ich mit 10 Jahren als Trostpflaster für ihre häufigen Abwesenheiten meine erste Riesenschlange bekommen und mit 12 Jahren hatte ich mit ihr den ersten Fernsehauftritt. Mein Taschengeld opferte ich damals als Kind schon für Ballett- und andere künstlerische Ausbildungen. So absolvierte ich eine Ausbildung zur Tierlehrerin sowie eine Ballett- und Choreographieausbildung, um fortan als freiberufliche Artistin meinen Lebensunterhalt zu verdienen. Später habe ich Carsten kennengelernt und konnte ihn auch dafür begeistern, so dass er seine Karriere als Rockmusiker aufgab, um mit mir meine berufliche Leidenschaft zu teilen.
Wann habt ihr beschlossen, eine Show daraus zu machen?
Man glaubt es kaum: über 35 Jahre erfolgreiche Berufsjahre liegen schon hinter uns, gekrönt von zahlreichen Auszeichnungen und Fernsehauftritten. Und immer noch haben wir neue Ideen und sprühen vor Leidenschaft. Unsere Herzen schlagen für die Tiere und dafür, Menschen Freude zu bereiten und ihnen ein Stück Natur als Erlebnis nahezu bringen. Denn gerade in der heutigen Zeit ist es wichtiger denn je in diesem High Tech Dschungel, die Menschen aus ihrem Technikwahn für eine kurze Zeit zu entführen und sie vielleicht ein bisschen sensibler zu machen für Umwelt und Naturschutz.

Durch die Annäherung an die Tierwelt lernen vor allem Kinder die Werte des Lebens kennen. Es handelt sich um eine gleichsam didaktische wie spielerische Erfahrung, die für Begeisterung und neues Wissen sorgt. So gelingt es den Kindern, Tiere über respektvolle, konstruktive und interaktive Begegnungen kennen, lieben und verstehen zu lernen.

Wie kommt das beim Publikum an?
Das Schönste ist, wenn es am Schluss unseres Kinderprogramms das Publikum vor Begeisterung von den Plätzen reißt, alle mittanzen und dem Clown Pipeline zur Party folgen!

Aber auch Senioren sind ein sehr tolles Publikum. Ich liebe es, reifere Menschen zu unterhalten und deren dankbare Reaktionen sofort zu spüren.

Tiere sind ein Herzöffner, mit Tieren zu arbeiten ist etwas ganz besonderes und sehr nachhaltig. Unser Anspruch ist es, dass unser Auftritt ein bleibendes Erlebnis wird, an das man sich gerne zurück erinnert. Ich finde es schön, wenn man auf das Publikum und seine Bedürfnisse eingehen kann.

Im Anschluss kommen oft kleine so wie große Gäste zu uns und möchten noch einmal mit dem einen oder anderen tierischen Showstar auf Tuchfühlung gehen. Wunderbar ist es natürlich auch, wenn nach der Darbietung Gäste oder Veranstalter zu uns kommen und sagen, wie sehr ihnen unser Auftritt gefallen hat und dass alle begeistert waren.

Manchmal bin ich selbst überrascht, was für ein großer Publikumsmagnet unsere Auftritte sein können. Wenn wir auf Festen mit Laufpublikum agieren, ist es für uns keine Hürde, einfach mit der Show zu beginnen ohne dass auch nur ein Zuschauer anwesend ist. Nach wenigen Augenblicken füllt sich der Platz zusehens, es bildet sich nach kurzer Zeit eine große Traube von Menschen und immer mehr Zuschauer gesellen sich dazu.

Fahren die Tiere gerne zu ihren Auftritten?
Mit den Jahren haben wir uns ein sehr großes Repertoire aufgebaut. Durch unsere Vielfältigkeit wird es nie langweilig, auch für unsere tierischen Begleiter nicht. Die Auftritte sind willkommene Abwechslungen für sie. Wenn der Transporter gepackt wird, dann kann man gar nicht so schnell gucken, wie die Hunde alle rein springen und nur widerwillig und enttäuscht wieder aussteigen, da sie zu voreilig waren, weil die Show mit ihnen heute nicht angefordert ist.

Die Papageien unterhalten uns meist die ganze Autofahrt über mit ihrem lauten, vorfreudigen Geplapper. Bei schlechten Holperstraßen allerdings wird oftmals die lustige Plauderei unterbrochen und geht in lautes Schimpfen über.

Unser Bestreben ist natürlich immer, dass unsere Auftritte für unsere Tiere niemals zu einer Belastung oder Stress werden. Dafür sorgt unter anderem unsere liebevolle Zuwendung vor, während und nach unseren Showauftritten.

Warum seid ihr so vielgleisig mit den verschiedenen Shows?
Wir finden es spannend, immer wieder an neuen Projekten mit zu arbeiten. Zufrieden sind wir erst, wenn wir ganz besondere Momente mit unseren Shows für das Publikum schaffen können. Es entstehen mit der Zeit auch Ideen für tolle Shows, die wir beibehalten und immer weiter ausbauen, weil sie bei unserem Publikum so überaus gut ankamen.

So entwickelte sich die "Piraten Papageienshow", aber auch das Projekt unter dem Motto "Frieden" ist mir noch in guter Erinnerung. Als wir den Kindern unsere Show aufführten, waren sie vor Begeisterung ganz aus dem Häuschen. Als Zugabe durften sie sich mit einer echten Friedenstaube vor einer entsprechenden Kulisse fotografieren lassen. Wann hat man dazu schon die Gelegenheit.

Ich muss sagen, wir sind bei unseren Shows so wie bei unseren Projekten mit Herzblut dabei, denn es macht einfach Spaß und wir lieben das, was wir tun. Was gibt es schöneres, als die Freude mit anderen zu teilen.

Wie lange dauert es, bis ein Kunststück sitzt?
Das hängt ganz vom Trainingsziel und der Eignung ab. Einiges geht sehr schnell, manches dauert ewig und anderes gelingt nie. Ich sage immer, wir müssen keine olympiareife Leistung auf die Bühne bringen. Es genügt, wenn wir einen guten Eindruck hinterlassen und die Schönheit jedes einzelnen tierischen Mitarbeiters in den Mittelpunkt stellen können. Jeder einzelne Charakter soll sich ausleben können mit seiner ganz individuellen Persönlichkeit.

Wenn die Zuschauer von der Lebensfreude angesteckt werden, die hinter dem Ganzen steht, dann haben wir etwas Tolles erreicht. Wer selbst ein Tier hat, der weiß, dass es gerne Aufgaben erfüllt. Tiere brauchen immer Aufmerksamkeit sowie geistige Beschäftigung und Vertrauen. Hunde haben von Haus aus einen ausgesprochenen Tatendrang, sie wollen sich nützlich fühlen. Sie arbeiten gerne, weil sie gelobt werden wollen und dann stolz auf sich sind. Die Freundschaft und das Vertrauen der Tiere ist mir dabei sehr wichtig. Die Liebe eines Tieres ist ein kostbares Geschenk, das bindende und moralische Pflichten auferlegt.

Man muss als Tiertrainer nicht nur den siebten Sinn sondern auch den achten haben und sich immer wieder neu in das Tier hineinversetzen.

Gibt es einen Auftritt, der euch ganz besonders in Erinnerung geblieben ist?
Oh ja, in den 35 Jahren gab es viele, viele Auftritte, die sehr besonders waren und an die wir gerne zurück denken. Dazu muss ich sagen, dass jede Vorstellung einmalig ist und ganz besonders Open Air Auftritte für eine Tiershow herausfordernd sein können. Wir müssen uns immer wieder auf neue Gegebenheiten einstellen, anders als in einem Theater, in dem immer die gleichen Bedingungen vorherrschen. Erst vor kurzem hatten wir eine Veranstaltung auf einer Freilichtbühne und unter anderem war auch die Hundeshow dabei. Zahlreiche Publikumshunde schauten uns zu und unsere Vierbeiner waren abgelenkt, so dass ich kein gutes Gefühl für unsere Darbietung hatte. Als wir dann zum Ende der Aufführung die Requisiten verpackten, kam eine Frau zu uns ans Auto. Sie sagte, dass sie Hundetrainerin sei. ‚Oh je was kommt jetzt' dachte ich. Sie wollte uns unbedingt mitteilen, wie sehr ihr unser Auftritt gefallen hat, weil man gesehen hätte, dass die Hunde mit sehr viel Spaß dabei waren.

Dies war mir wie ein "Ritterschlag"! Denn genau das wollen wir. Die Tiere sollen Spaß und Freude haben und einen guten Eindruck hinterlassen.

Wie übt ihr ein Kunststück ein?
Ich lebe in einer tierischen WG auf meinem Grundstück am Stadtrand von Berlin. Um ein gutes Mensch-Tier-Verhältnis zu haben ist es sehr wichtig, sich stets mit ihnen zu beschäftigen. Und das natürlich auch, wenn gerade keine Veranstaltungen stattfinden. Jedes Tier ist und hat seine eigene Persönlichkeit. Wir folgen seinem natürlichen Bewegungsdrang und der Neugier. So entwickelt sich spielerisch der ein oder andere Trick, der dann auch zur Aufführung kommt. Mit Motivation, positiver Verstärkung und feinen Leckereien gelingt es uns, im Spiel vieles zu vermitteln, wobei Trainingsziel und Ergebnis nicht immer identisch sein müssen. Das Trick-Docking ist ein Punkt in unserem täglichen Tagesablauf, so wie der Waldspaziergang, einfach nur auf den Hundeplatz im Verein zu gehen oder im See zu baden. Es ist einfach schön, ihnen die Welt zu zeigen. Sie danken es uns mit Liebe und Vertrauen.

Wenn Papageien Finger hätten, würde ich sagen, sie wickeln uns gerne um ihren Finger. Aber richtig müsste es ja heißen: " Die Papageien wickeln uns gerne um ihre Krallen". Sie haben ihren eignen Kopf. Das ist auch für uns immer wieder lustig und sorgt auch beim Publikum für Heiterkeit. Die Klugheit der Tiere sowie der Spaß, den sie an ihren Übungen selbst haben, werden dabei umso deutlicher.

Wenn ein neues Tier in unsere Wohngemeinschaft kommt, wie zum Beispiel unsere Hündin Cleo aus Rumänien, dann wird erst mal geschaut: was macht ihr beim Spielen Spaß und wenn wir etwas gefunden haben, dann wird es mit Leckerlies positiv verstärkt. So prägt es sich ein. Man lässt sich ganz auf das Tier ein, braucht eine Engelsgeduld und Ruhe. Ich spüre es richtig, wie meine Tiere die gemeinsam verbrachte Zeit genießen. So entsteht mit sehr viel Geduld und Zuwendung diese innige Mensch-Tier-Freundschaft, auf die wir so großen Wert legen.


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