Künstler der Woche
Interview mit den Draufsängern
Hallo Achim, Bene, Olli, Heiko, Ohlsen und Uwe. Die Ursprünge eurer Gruppe begannen vor 30 Jahren - wie kam es zur Gründung der Draufsänger?
Wir kannten uns in der Urbesetzung aus dem Osnabrücker Domchor und Jugendchor schon seit Kindertagen. Irgendwann nach dem Stimmbruch wollten wir uns musikalisch emanzipieren und etwas Eigenes machen. Diesen Entwicklungsschritt haben wir etwa mit den Prinzen gemeinsam, die ja aus dem Leipziger Thomanerchor stammen, sowie auch mit vielen anderen musikalischen Gruppen. Irgendwann will man eben sehen, was man so eigenständig auf die Beine stellen kann und auch sein Repertoire selbstbestimmt erweitern.
Und wie schafft man es, eine Gruppe so lange fortzusetzen?
Freude an der Musik und am musikalischen Miteinander. Durchhaltevermögen auch in biografisch schwierigen Phasen: Schul- und Uniabschlüsse, Examina, Prüfungen, Berufseinstieg, Beziehungen, Kinder… Wir haben einfach immer weiter gemacht. Natürlich sind auch mal Sänger ausgestiegen, die nach der Schule, im Studium oder berufsbedingt in völlig andere Regionen gegangen sind. Dann haben wir sehr bewusst unsere Nachwuchssänger gesucht. Es muss ja nicht nur musikalisch und stimmlich, sondern immer auch menschlich passen in einer so kleinen Gruppe. Wir wussten immer, was wir aneinander haben und haben uns stets zu dieser, unserer Leidenschaft bekannt.
Ihr könnt sowohl Pop, als auch Kirchenmusik – was gefällt euch besser?
Beides gefällt uns, jede Musik auf ihre Art. In der einen Situation passt dieses, in der anderen jenes Genre; auch wir haben mal mehr Freude am klassischen, unverstärkten Singen, mal freuen wir uns total an Pop und Rock, am Singen übers Mikro, an den bunten Lichtern und Albernheiten. Eine Unterscheidung zwischen Stilrichtungen ist da wenig sinnvoll – wir machen einfach gern gute Musik. Nicht umsonst lautet unser Motto: „Alles, was man singen kann.“
Habt ihr eine feste musikalische Einteilung in der Gruppe oder übernimmt jeder jeden Gesangspart?
Die musikalischen Arrangements sind grob durch die Tonhöhen unserer Singstimmen vorgegeben. Dass der Bass die Bassstimme singt und nicht Kontratenor liegt auf der Hand und so hat jeder durch seine spezifische Stimmlage seinen Part. Meist haben wir schon beim Arrangieren im Kopf, wer welche Stimme bekommt und was die besonderen Stärken dieses Sängers sind. Können bestimmte musikalische Elemente oder Stimmen im Arrangement mehrere von uns singen, proben wir das in unterschiedlichen Aufteilungen und erspüren, wie sich die eine oder andere Version für uns anfühlt und wie sie sich anhört. Insgesamt profitieren wir sehr davon, dass wir alle flexibel sind, wir können also auch mal tauschen oder umbesetzen, das macht es spannend und immer wieder neu.
Lieber ein Auftritt mit den Wise Guys oder den Prinzen?
Die Wise Guys kannten wir von einigen Konzerten und gemeinsamen Projekten. Sie sind ziemlich exakt genauso lang dabei wie wir und wir sind uns mehrmals musikalisch begegnet. Das war immer sehr schön. Die Prinzen sind Kult seit Beginn der 90er, wir sind einander bisher nicht persönlich begegnet. Wenn wir wählen dürften, wäre daher eine Begegnung mit den Prinzen schon extrem kultig und spannend. Mit den King’s Singers haben wir übrigens auch schon auf der Bühne gestanden und uns mit ihnen eine Garderobe geteilt. Unglaublich!
Ihr habt bisher sechs A-Cappella-Alben veröffentlicht - wann habt ihr beschlossen, auch selbst Musik zu machen?
Der Wunsch nahm Anfang der 90er Gestalt an. Wie oben geschrieben, hatten wir zu der Zeit schon jahrelange Erfahrung als Chorknaben und Chorjugendliche. Nun waren wir ältere Schüler und haben in unterschiedlichen Zusammenhängen immer wieder mal Erfahrungen gemacht, nur mit Männerstimmen im kleinen Ensemble zu singen. Wir haben dann direkt Erfolge genießen dürfen und erlebt, dass auch unsere musikalisch eigenständigen Unternehmungen erfolgreich sind – das hat uns extrem motiviert.
Was läuft im Auto für Musik, wenn die Draufsänger zu einem Auftritt fahren?
Mal läuft Musik von anderen A-Cappella-Gruppen, dann hören und genießen wir, was die KollegInnen so machen, sprechen darüber und bewundern die anderen. Manchmal hören wir Klassik, seltener Jazz, manchmal einfach Radio, beispielsweise Sport – man kann das nicht verallgemeinern. Unser Motto „Alles, was man singen kann“, ließe sich wohl auch auf unser Musikhören übertragen: Wir sind da sehr flexibel – und können übrigens auch gut ohne zusätzliche Beschallung leben.
Gibt es einen Auftritt, der euch besonders in Erinnerung geblieben ist?
Die Auftritte in der Anfangszeit der Gruppe haben uns natürlich besonders geprägt: Bei den ersten eigenständigen, von uns organisierten Konzerten waren wir Anfang 20, haben in Schulen, später in der Stadthalle Osnabrück gesungen – das waren einschneidende, wunderschöne Erlebnisse. Als Ende der 1990er Jahre der Comedian-Harmonists-Film im Kino lief, wurden wir für mehrere Spieltermine gebucht, wo wir im Vorprogramm des Films die Lieder der Comedian Harmonists im Kinosaal präsentieren durften. Aus jüngerer Vergangenheit sind uns zwei Konzerte besonders in Erinnerung: Im Januar 2019 hatten wir ein Konzert im „Seasons“ in Oelde. Ebenso eindrucksvoll war ein Adventskonzert hier in unserer Stadt: Bei dem waren so viele Leute – es waren wohl über 400 – dass sie in der Kirche in den Gängen auf dem Fußboden saßen. Das, aber auch ganz viel Anderes sind unfassbar intensive und unbeschreiblich schöne Erinnerungen. Wir sind dafür sehr, sehr dankbar und freuen uns auf alle weiteren Auftritte.
Könnt ihr uns zum Schluss noch eine Kostprobe geben?