Künstler der Woche

Interview mit Brassballett

Künstler der Woche Brassballett

Tanz und Livemusik vereint? Das geht! Wie genau ein Musiker zum professionellen Tänzer wird und warum Sonnenbrillen hierbei besonders nützlich sind, erzählt uns der Gründer von Brassballett, Wassilij Goron.

Brassballett sind musizierende Tänzer. Wie kommt man auf so eine Idee?
Ich habe mein ganzes Leben lang Sport gemacht und und auch viel getanzt. Nach meinem Studium an der Moskauer Musikhochschule und während meiner Zeit als Militärkapellmeister habe ich viel Marschmusik gespielt , aber diese Musik war für mich zu statisch und ehrlich gesagt auch zu langweilig. Ich dachte mir, ich mache etwas anderes. Die Idee, Musik und Tanz zu verbinden, kam dann ganz spontan und auch, weil ich selber tanze. Heutzutage ist es meiner Meinung nach sehr wichtig, nicht nur musikalisch gut zu sein, sondern auch optisch etwas zu bieten.
Wie haben Sie die passenden Musiker für 'Brassballett' gefunden?

"Heutzutage muss man nicht nur musikalisch abliefern, sondern auch optisch etwas bieten."

Ich habe explizit nach Musikern gesucht. Mithilfe eines Tests, also eines kleinen Castings quasi, müssen die Musiker spielen und tanzen. Wenn sie das schaffen und nach diesen zwei Stunden Choreographie nicht weglaufen, dann probieren wir es weiter. Das Ganze ist nicht unbedingt einfach, weil viele Musiker nicht tanzen wollen beziehungsweise können. Das ist schon etwas Spezielles. Musiker sind oft auch sehr unbeweglich. Wenn es dann aber mal mit den Proben klappt und sie sehen, wie das Publikum auf uns reagiert - auf die Kombination aus Tanz und Musik - dann sind die meisten Musiker begeistert und überzeugt.
Die Choreographien sind nicht gerade einfach. Wie lange müssen Sie für so einen Auftritt proben?
Bei unseren Auftritten spielen zunächst nur Musiker, die alle Choreos kennen. Ich habe gerade einen neuen Trompeter, mit dem wir seit drei Monaten unser Repertoire üben und ich schätze, im September kommt er dann zu seinem ersten Auftritt. Die Routine sorgt dann dafür, dass die Choreos nicht vergessen werden. Unvorbereitet tanzen geht auf keinen Fall, weil es nicht nur blöd dem Publikum gegenüber wäre, sondern auch weil es gefährlich sein kann. Es gibt eine gewisse Verletzungsgefahr, wenn einer der Musiker in die andere Richtung tanzt und ein Instrument in der Hand hat.
Wer von Ihnen macht die Choreographien und wie kommen Sie auf neue Showideen?
Ich mache die Choreographien und arrangiere die Stücke selbst. Als ich die Idee für das Brassballett hatte, habe ich wohl in drei Wochen zehn Stücke geschrieben und arrangiert, obwohl ich noch keinen einzigen Musiker hatte. Dann habe ich mich auf die Suche gemacht. Vor acht oder zehn Jahren habe ich einen professionellen Choreographen für ein Stück engagiert, aber das Problem ist, dass die Choreographen die Problematik der Musiker mit dem Tanzen nicht verstehen. Wenn ich arrangiere, denke ich auch sofort an die Choreographie und welcher Stilistik die Choreographie folgen sollte, damit es auch mit den Instrumenten klappt. Anschließend probiere ich das Ganze erst einmal an mir selbst aus und wenn es funktioniert, gebe ich das Stück an meine Musiker weiter. Bei etwas leichteren Choreographien brauche ich etwa einen Monat, bis die Band das Stück sowohl spielen, als auch tanzen kann. Bei schwereren dauert es bis zu drei Monate. Für neue Ideen suche ich mir Songs, die ich liebe und versuche dann, diese gewissermaßen umzuarrangieren. Sie sollen nicht so wie im Original klingen, sondern andere, modernere Facetten bekommen. Sonst wird das Stück ja langweilig. Ich habe beispielsweise Bach in Richtung Rumba und Salsa arrangiert. Aber bei einem Michael Jackson-Song tanzen wir natürlich in seinem Stil. Wir machen auch viel Hip Hop, einfach, weil ich selbst in einen Hiphoptanzkurs gehe und mich sehr für moderne Tänze interessiere. Mein Ziel war ja auch, eine Show zu kreieren, die für alle Altersklassen interessant ist. Und gemessen an dem Feedback, das wir bekommen, ist uns das gelungen.
Passiert es schon mal, dass während eines Auftritts einer von Ihnen aus dem Takt kommt?

"Unsere Show begeistert alle Altersklassen und von Bach bis Hip Hop ist alles dabei."

Einfach, weil wir nur topvorbereitet auftreten, ist das noch nicht passiert. Außerdem hat man das nach so vielen Auftritten im Blut. Gerade ist wieder ein Musiker zu meiner Gruppe dazugestoßen, der längere Zeit nicht dabei war und ich war bei den Proben wirklich sehr stolz, weil er die meisten Choreographien noch super drauf hatte.
Welcher von Ihren "prominenten" Auftritten war bislang der beeindruckendste?
Wir haben recht viele Auftritte im Fernsehen und einmal waren wir sogar im Kino, in "Fleisch ist mein Gemüse". Aber grundsätzlich ist es wirklich schwer, diese Frage zu beantworten. Jedes Publikum ist wichtig und toll und jeder Auftritt ist besonders. Es gab ein paar tolle Jazzfestivals, auf denen wir nette Kollegen kennengelernt haben, zum Beispiel "Cool & the Gang". Aber grundsätzlich kann ich keinen speziellen Auftritt hervorheben, jeder ist uns gleich wichtig. Am besten ist es, wenn nach unserem Auftritt eine super Stimmung herrscht.
Und zu guter Letzt: wieso tragen Sie eigentlich immer Anzug, Sonnenbrille und rote Krawatte?
Puuh, also die Brillen helfen uns zum Beispiel sehr gut, uns zu konzentrieren. Wenn man spielt und gleichzeitig tanzt, ist es sehr schwierig und anstrengend. Ein Set von Brassballett ist genauso anstrengend wie eine meiner Kickboxstunden. Das Publikum muss nicht unbedingt unsere kleinen Panikattacken sehen, wenn wir versuchen, an den nächsten Schritt oder den nächsten Ton zu denken.

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Brassballett Drums
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