Künstler der Woche
Interview mit Bernd Delbrügge
eventpeppers: Lieber Herr Delbrügge, wenn Sie sich zum Anfang in wenigen Worten beschreiben müssten - welche wären das?
Wenn ich ein Vogel wär, wär ich ein Specht. Wegen der Beharrlichkeit.
eventpeppers: Gerne würden wir Sie und Ihren musikalischen Lebensweg aber natürlich auch noch ein wenig ausführlicher kennenlernen. Wann hatten Sie denn das erste Mal ein Saxophon in der Hand und wie wurde das Hobby zum Beruf?
Mein Vater war als junger Mann Violinist im örtlichen Stadtorchester und hatte Schallplattten - die hießen damals noch so (lacht) - von Sidney Bechet und Coleman Hawkins im Schrank. Gleich daneben standen bei uns die Alben von James Last. Als ich dann mit 18 Jahren zum ersten Mal ein Saxophon in der Hand hatte, war es um mich geschehen. Sehr zum Missvergnügen meines Vaters, der einen eher bürgerlichen Beruf für mich im Auge hatte, und an einen Broterwerb mit dem Instrument war natürlich auch erst einmal nicht zu denken. Aber mit Mitte Zwanzig wurde es langsam spannend. Mit den ersten Bands krabbelte ich aus den Probekellern heraus auf die Bretter, die bald die Welt für mich bedeuten sollten. Die erste professionelle Band gründete ich 1989, das waren die SOULCATS, eine zwölfköpfige Soulband mit Bläsern und allem Drum und Dran. Mit den SOULCATS wurde ich 1994 Bandleader der RTL-Nachtshow mit Thomas Koschwitz. Da war ich endlich im Fernsehen und Vater war beruhigt.
eventpeppers: Wie würden Sie Ihren Saxophon-Sound beschreiben bzw. was ist Ihr musikalisches Markenzeichen?
Ich liebe die großen Soul- und Rhythm 'n' Blues Saxophonisten wie beispielsweise Roland Kirk, Junior Walker und Booker Ervin. So wollte ich immer klingen. Ich hoffe, ich habe ein wenig von diesem großen Soulsound.
eventpeppers: In Ihren beeindruckenden Referenzen findet sich auch eine Geburtstagsparty von Gerhard Schröder. Würden Sie uns ein bisschen davon erzählen, wie es dazu kam und was Ihre Eindrücke waren?
Das Booking für Schröders Empfang zum 70. Geburtstag bei Sarah Wiener in Berlin kam über eine Agentur zustande, die unter anderem für den SPD Parteivorstand arbeitet. Und ja, Klischees sind dazu da, erfüllt zu werden. Das heißt, der Rotwein war wirklich gut und die Zigarren auch. Was Gerhard Schröder betrifft: Es gibt Menschen, die geben viel Geld für Selbstoptimierungsseminare aus. Und es gibt Menschen, die so viel natürliches Charisma besitzen, dass sie einen Raum zum Schwingen bringen können, nur wenn sie ihn betreten. Ein solcher Mensch ist Gerhard Schröder und ganz sicher hat er dafür nie ein solches Seminar besuchen müssen.
eventpeppers: War das auch bis dato Ihr persönliches Bühnenhighlight oder kommt Ihnen da noch ein anderer Auftritt in den Sinn?
Ich hoffe, ich habe ein wenig von diesem großen Soulsound.
In den Sinn kommt mir das Höhenfeuerwerk, das anlässlich des International Gas and Oil Meetings in Dubai zur Musik meines Housetrios floorJIVERS choreographiert wurde. Ich stand während des Feuerwerks auf einer Wüstendüne und spielte live zu meiner eigenen Musik, während rings um mich herum die Raketen in den Nachthimmel stiegen. Wir arbeiteten dort für eine französische Agentur, die eigens für dieses Event eine ganze Zeltstadt in die Wüste gebaut hatte. Als alles vorbei war, gab es morgens um 2 Uhr das Gala Dinner, das zuvor den 800 Gäste serviert wurde, noch einmal für uns Künstler und die Crew. Der damalige Agenturchef – mit dem mich bis heute eine schöne Freundschaft verbindet – servierte den Champagner persönlich. Voilà!
eventpeppers: In Ihrem Repertoire findet sich auch die ungewöhnliche Kombination "Comedy + Soul". Wie ist die Kooperation mit Comedian John Doyle entstanden und wie sieht das auf der Bühne aus?
John begegnete ich zum ersten Mal auf einer Silvestergala und es war "Liebe auf den ersten Blick". Sein Humor und sein Stand-Up Vortrag haben mir so gut gefallen, dass ich darüber nachzudenken begann, wie man unsere beiden Disziplinen – Comedy and Soul – in einem gemeinsamen Bühnenformat verbinden könnte. Dabei herausgekommen ist unser Programm "Voll der Soul!". John spielt darin die Rolle des Managers, der unsere Band groß herausbringen will, zunächst aber nur Auftritte in Tierasylen und Swingerclubs an Land zieht. Seine Stand-Ups, bei denen ich sein Sidekick bin, wechseln sich ab mit instrumentalen Soultiteln, die wir eigens arrangiert zu viert im Quartett spielen. Ein Programm, in dem reichlich gelacht und gegroovt wird.
eventpeppers: Zu guter Letzt: Was ist für Sie das Schönste an Ihrem Beruf?
Nie wieder früh aufstehen müssen! Es sei denn, ich muss den Flieger bekommen.