Künstler der Woche
Interview mit Arndt Baeck
eventpeppers: Lieber Arndt, seit 30 Jahren stehst du auf der Bühne - kann man dich also getrost als "geborene Rampensau" bezeichnen und wie wurde dieses Talent entdeckt?
Entdeckt wurde das Talent dadurch, dass ich auf dem Klavier meiner Oma gespielt habe seit ich an die Tasten kommen konnte. Seitdem ist das Klavier nicht mehr aus meinem Leben wegzudenken. Rampensau klingt immer so wild. Gerade im Unterhaltungsbereich sind eher die leisen Töne meine Stärke. Aber natürlich fliegen auch gerne mal die Fetzen, wenn ich beim Rock 'n' Roll Hand und Fuß am Klavier anlege. Also gut: Ja, ich bin eine Rampensau!
eventpeppers: Du bist musikalisch wahnsinnig vielseitig. Wenn du dich dennoch für drei Hauptschlagworte entscheiden müsstest, was macht dich als Künstler am meisten aus?
Puh, drei Hauptschlagworte? (Anmerkung: Das waren schon drei): Einfühlsam, vielseitig, zuverlässig.
eventpeppers: Bist du auf der Bühne mehr Musiker oder Entertainer? Und was davon ist die größere Herausforderung?
Andere Menschen gehen arbeiten - ich gehe spielen.
Ich entertaine mit meiner Musik. Immer den richtigen Ton zu treffen ist das Handwerk, die richtige Lautstärke zu finden ist die große Kunst.
eventpeppers: Als Singer-Songwriter hast du auch zahlreiche eigene Songs im Repertoire. Wer oder was inspiriert dich beim Songwriting? Und was machst du gegen Schreibblockaden?
Meine Lieder sind wie mein Leben: Klar und nicht verschnörkelt. Die Texte sind direkt, die Melodien nicht kompliziert. Da ich ein positiver Mensch bin, überwiegt auch die Lebensfreude in meinen Liedern. Natürlich gibt es auch immer Schattenseiten ohne die man das Licht ja gar nicht genießen könnte. Bei Schreibblockaden suche ich den Kontakt zu meinen Fans. Die haben oft tolle Ideen. Das Schöne an dieser Form der Kommunikation ist auch, dass ich mich damit selber ein wenig unter Druck setze, indem ich ein neues Lied ankündige.
eventpeppers: Bei deinem schier endlosen Repertoire verschiedenster Songs und Stilrichtungen - gibt es etwas, das dir selbst am meisten Spaß macht? Eine Komponente bei der du innerlich jubilierst, wenn der Kunde sie bucht?
Das sind ganz klar die eigenen Konzerte. In denen steckt so viel Persönlichkeit von mir. Und wenn ich die Lieder nicht gut fände, wie könnte ich sie dann überzeugend vor anderen Menschen vortragen? Was die Unterhaltungsmusik angeht, so biete ich ja nur das an, was mir Spaß macht. Durch meine konzertanten Tätigkeiten habe ich gelernt, meine Auftritte aus künstlerischer Sicht zu sehen. Meine Kunden erwarten keine 1:1 Kopien, sondern einen authentischen Auftritt. Und dazu gehört auch, dass ich eben nicht alles spielen und singen kann - und will!
eventpeppers: Du bietest als besonderes Event auch Haus- und Wohnzimmerkonzerte an. Gibt es für deinen Auftritt gewisse Voraussetzungen an Platz und Publikum? Und wie lässt sich die Atmosphäre bei einem solchen Privatkonzert beschreiben?
Meine Lieder sind wie mein Leben: Klar und nicht verschnörkelt.
Diese Konzerte sind für mich die Entdeckung des letzten Jahres. Sie sind immer sehr persönlich und damit immer anders. In der Pause komme ich mit den Gästen ins Gespräch, was meistens zur Folge hat, dass das zweite Set ganz anders wird als ursprünglich von mir geplant. Den Rahmen bestimmen die Gastgeber selber. Manchmal bereiten sie alles vor, manchmal bitten sie die Gäste etwas fürs Buffet mitzubringen. Es gab sogar schon Konzerte, zu denen die Gäste selber Stühle mitgebracht haben. Es sollten schon so 20 Gäste da sein, damit eine richtige Konzertatmosphäre aufkommt. Ansonsten gibt es keine Voraussetzungen, außer dass es eben ein Konzert ist und keine Party. Bedingung ist ein zuhörendes Publikum. Deshalb sollten alle sitzen. Aber Platz ist bekanntlich in der kleinsten Hütte: Ich habe schon in kleinsten Räumen gespielt, wo die Hälfte der Gäste auf dem Boden saß. Da habe ich dann nicht so lange Sets gespielt, damit alle zwischendurch mal wieder aufstehen konnten.
eventpeppers: Und hast du eine besondere Erinnerung an ein solches (oder anderweitiges) Konzert?
Ja (lacht), aber die jetzt aufzuzählen würde den Rahmen sprengen. Ein Konzert werde ich jedoch nie vergessen: Die beiden Gastgeber hatten mich selber erst ein Jahr zuvor bei einem Hauskonzert kennengelernt und haben sich zu echten Fans entwickelt. Am Tag des Konzertes war die Frau schon länger krank, damals sah alles nach einem Reizhusten aus. Alle Freunde tadelten sie, dass sie das Konzert dennoch durchgezogen hat. Man hätte es ja verschieben können. Leider war es kein Reizhusten, sondern Krebs. Wenige Wochen später - an meinem Geburtstag - ist sie verstorben. Im Hospiz haben die beiden sich gewünscht, dass ich die musikalische Gestaltung des Trauergottesdienstes übernehme. Das war Ehre und Bürde zugleich! Die beiden waren so ein fröhliches Paar! In der Kirche waren viele Gäste, die zuvor auch beim Hauskonzert waren. Meine Musik hat ihnen geholfen, ein Stück Trauer zu lindern. Selten habe ich so viel intensives Feedback zu einem Auftritt bekommen. Dieses Erlebnis zeigt mir aber auch, dass ich mit den eigenen Songs auf dem richtigen Weg bin!
eventpeppers: Zu guter Letzt: Was ist für dich das Schönste am Musikerleben?
Fangen wir mal ganz sprichwörtlich an: "Andere Menschen gehen arbeiten - ich gehe spielen". Das sagt schon sehr viel aus. Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht und dabei mein Hobby nicht verloren. Musik ist das, was mich immer angetrieben hat. Und nun verdiene ich damit mein Geld und sorge bei meinem Kunden für gute Stimmung. Für mich gibt es keinen schöneren Beruf. Aufgrund der Arbeitszeiten habe ich viel Zeit für meine Familie, außer natürlich am Wochenende. Viele Feiern von Freunden und Verwandten verpasse ich oder bekomme nur das Ende mit, wenn ich nachts noch nachkomme.
