Künstler der Woche
Interview mit The American Folk Revival
Hallo The American Folk Revival. Wie geht es euch?
Danke, prima! Wir haben gerade drei neue Videos gedreht, die in den nächsten Tagen veröffentlicht werden. Darauf freuen wir uns natürlich sehr. Mit Dobro und Pedal-Steel-Guitar haben wir nochmal die Bandbreite der Instrumentierung und damit auch unseres musikalischen Repertoires erweitern können. Das wollten wir mit den neuen Videos zeigen. Wir sind schon gespannt auf die Reaktionen.
Wie kam es zur Gründung eurer Band?
Das ist schon ein bisschen verrückt. Es war so ein „Jetzt erst recht“. In der schwierigen Zeit während der Corona-Pandemie, gab es den Wunsch, dem Frust der Konzertabsagen und der Perspektivlosigkeit etwas entgegenzusetzen. Man wusste ja damals gar nicht, wie und wann es überhaupt weiter gehen kann. Da ist die Idee entstanden, einfach etwas ganz Neues auf die Beine zu stellen. Wir haben also unter uns Musikerkollegen erstmal auf Distanz geschaut, wer denn Lust auf ein Projekt "American Folk" hat und haben dann Ideen ausgetauscht, Songvorschläge gesammelt usw. Irgendwann konnte man sich auch wieder treffen und da haben wir uns dann mal im Park versammelt und gejammt. Dann hat das Ganze recht schnell Gestalt angenommen.
Warum habt ihr euch ausgerechnet den amerikanischen Folk als stilprägendes Genre ausgesucht?
Alle Musiker der Band hatten immer schon einen Zugang zu US-amerikanischer Musik, sei es im Bereich Soul, Country oder durch Berührung mit Songs der großen amerikanischen Songwriter, wie beispielsweise Bob Dylan, Paul Simon oder auch Tom Waits. All diese Musik hat ihre Wurzeln in der "Old Time Music“, nur ist das hier in Europa gar nicht so bekannt. Deshalb kam es zu der Idee gerade dieser „alten“ Musik noch einmal eine Bühne zu geben und zu zeigen, dass sie eben ganz und gar nicht „alt" ist.
Was macht den amerikanischen Folk aus?
Eigentlich gibt es ihn gar nicht, den amerikanischen Folk, jedenfalls nicht im Sinn einer über Jahrhunderte überlieferten Volksmusik, wie z.B. beim Irish Folk. Gerade das ist aber das Besondere an dieser Musik. Sie war eine neue Musik, die in der sogenannten „Neuen Welt“ als so eine Art Crossover entstanden ist. Die verschiedenen Einwanderer aus allen Teilen der Welt brachten ihre jeweils traditionelle Musik mit. Da sie Tür an Tür miteinander lebten, kamen plötzlich die verschiedensten musikalischen Stile miteinander in Berührung und es wurde munter kopiert und vermischt. Das waren vor allem irische, deutsche und französische Lieder und die Musik der aus Westafrika entführten, versklavten Menschen oder die der amerikanischen Indigenen. Bis heute gibt es das „Jodeln“ in Blues oder Country - irgendwie auch echt lustig.
Wie geht ihr an die alten Songs heran, wie gestaltet ihr sie und wie übt ihr sie ein?
Zunächst ist es wichtig, Songs zu finden, die uns gut gefallen, in ihrer Zusammenstellung abwechslungsreich sind, dabei gut zueinander passen und die sich dann noch für uns gut bearbeiten lassen. Im Vordergrund steht das Arrangement des Gesangs. Wir versuchen, so viel wie möglich mehrstimmig zu arrangieren, denn das „Miteinander Singen“ ist für uns das Wichtigste an dieser Musik. Das Gesamtarrangement entsteht letztlich dann meistens aus der Improvisation oder auch aus Versuch und Irrtum, mal passt diese Instrumentierung besser, mal finden wir einen Anfang a Capella besser usw.
Was macht für euch ein gelungenes Konzert aus?
Die Frage ist einfach zu beantworten: Dann, wenn es dem Publikum richtig gut gefällt. Und natürlich, wenn wir mit uns zufrieden sind. Wir wollen unser Publikum auf eine Reise mitnehmen, auf eine Reise in eine Zeit, in der Menschen abends nach getaner Arbeit vor ihren Häusern saßen und einfach miteinander gesungen haben. Wenn unser Publikum bei unseren Konzerten lacht, träumt, mitklatscht und vielleicht auch mal weint, dann war es ein gelungenes Konzert.
Mit welchem Song beginnt ihr euer Konzert?